Bewegungsorthese – das modernste Heilmittel

Ein Pariser nannte mich Robocop – dabei bin ich doch ganz friedlich. Ja, die Orthesse war stylischer als der Gips, aber ich bin sehr froh, dass ich auch sie endlich los bin! Vier Wochen lang hatte ich das zweifelhafte Vergnügen. Ich bin noch immer bei einem sehr guten Physiotherapeuten in Behandlung, der sich um mein Radiusköpfchen kümmert. Aber nicht nur das, er bespaßt meinen ganzen linken Arm, damit die Beweglichkeit der Gelenke wieder vollständig hergestellt wird und damit ich meine Muskulatur wieder aufbaue. Ich habe auf jeden Fall einiges gelernt aus diesem Unfall:
1. wie Kinder auf alles reagieren, was sie sehen
2. wie seltsam es ist, auf der Strasse wegen eines Handicaps angestarrt zu werden
3. wie kommunikationsfördernd die neuesten medizinischen Hilfsmittel sind
4. wie schön es ist, wenn Dir in der Pariser Metro junge Herren einen Platz anbieten

 

Aber vor allem wurde mir mal wieder klar, wie glücklich in bin, nicht mehr alleine zu leben! Ich hatte bei so vielen ganz normalen Handlungen im Alltag Hilfe nötig. Mo – Fr alleine in Berlin hätte ich viele Dinge nur mit Mühe oder gar nicht geschafft!
Das habe ich ja beim Gips schon gemerkt und mit der Orthese wurde es nicht besser, denn damit waren sogar meine Finger fixiert: An den Sneakern Schleifen binden? Kann ich nicht. OK – in Thüringen gab’s dann Wandersemmeln aus der Burschenabteilung, die hatten Klettverschlüsse! Blusenknöpfe schließen? Machbar, aber es dauert! Ein Armband anlegen? Wozu, ich habe ein paar TEOXANE Blümchen an das Gestell geklebt, das war Schmuck genug!

Alltag mit Hindernissen

Im Berliner Hotel ZOE ist der Seifenspender neben dem Waschbecken angebracht. Ich kann drücken, aber die Seife nicht auffangen. Im Hotel in Hannover (Grand Hotel Mussmann) landet der Seifenklecks wenigstens auf der Keramik. Von dort kann ich ihn dann aufnehmen. Auch das Öffnen meiner Mundwasserflasche (sie hat eine Kindersicherung) geht nicht mit einer Hand. Meine Kosmetik habe ich mir (dank der Spender) direkt ins Gesischt geschnirkst und auf Make-Up tagelang ganz verzichtet. Rouge, Mascara, Puder, Lippenstift und Brauengel wären kein Problem. Meine Foundation trage ich allerdings immer mit 6 oder 8 Fingern auf, mit nur einer Hand bekam ich es nicht hin. Also habe ich gelassen. Ja, einmal kam ein Spruch, ich würde müde und krank aussehen. Dabei war ich nur ungefiltert ungeschminkt Ü50 Natur pur.


Auch nach dem Waschen der Haare sind Entscheidungen gefragt: kämmen oder fönen? Beides geht nicht. Zuhause mit einer helfenden Hand komme ich klar – unterwegs habe ich ganz schön dumm geguckt.
Im Restaurant wird es auch nicht einfacher: immer nur Eintopf, Goulasch oder Geschnetzeltes ist ja auch langweilig. Mein Tipp: Auf zum Chinesen oder zum Sushi-Mann. Mit Stäbchen isst man leichter!

Meine Mobilität war nur leicht eingeschränkt, weil ich auf das Fahrrad und mein Auto verzichten musste. Ich gehe auch mal etwas weitere Strecken zu Fuß. Ausserdem gibt es Busse und Bahnen und ich wurde auch gerne chauffiert. Ich scheue mich nicht, Freunde um Hilfe zu bitten, wenn ich sie nötig habe.

Nun habe ich aber genug über Krankheiten
geredet – kommen wir zur Mode: es wird kariert in diesem Herbst! In Paris habe ich Dir Kariertes eingesammelt bei Tory Burch (links) und Gucci (rechts). Bei Mango, Zara und Co. sind die Stangen auch voller Karos, aber die habe ich nicht geknipst, das
hängen uns andere sicher bald tonnenweise hin. 

Die neon-orangen Kontrastdetails mag ich gerne,
die unterscheiden den Mantel auch von meinem Modell
„echt Großvater“, das ich 1990 trug. 

Herbsttrend – Rüschen und Karos

Ich sah natürlich auch karierte Blusen mit Rüschen und mit (Blumen) Stickerei und dazu noch mit markigen Sprüchen in Neon. Das ist mir dann zuviel des Guten, da bin ich raus. Bei mir ist es bei Kleidung wie mit Mandel-Chili-Schokolade: ich mag alle Zutaten, aber nicht zusammen!

Wer hat, holt also – wie eigentlich jedes Jahr im Herbst – seinen SH Burberry Trench hervor. Der Klassiker reißt es dann in diesem Jahr mit dem Futter. Grundsätzlich habe ich nix gegen Klassiker und nichts gegen Burberry. Aber wenn alle etwas haben, was ich nicht hab‘, kommt er bei mir durch, der Neid der Besitzlosen.  So muss ich heute ersatzweise zum miumiu Regen-Mäntelchen greifen.

 Er ist waschbar und wasserdicht – trotz Lederdetails
Die Fotos haben wir beim Spaziergang am Einheitsfeiertag gemacht. An den Strassenbaumaschinen gab es zwar Modder und Pfützen – aber keine Zuschauer. Und die Schuhe sind inzwischen wieder geputzt.

Bevor wir losgingen habe ich immerzu über das Wetter gemeckert und festgestellt, es sei wie im April. Aber ich wurde belehrt: es sei Herbst, da wechseln sich Sonne und Regen auch mal gerne alle Viertelstunde ab.


Kommt die Sonne raus, wird es noch richtig schön warm und ich hänge das beige Mäntelchen an den Haken und zeige Dir meine Rykiel Rüschen im Detail. Gerüschtes gab es im Sommer gefühlt an jeder Bluse, in Paris auch gerne beinlang an Jeans und ich rette den Trend mit Strickware in den Herbst! Macht auch schön breite Schultern 🙂 Die braucht man ja manchmal in den Unbilden des Lebens mehr als Ratgeberliteratur…

…und etwas CHANEL für’s Wohlbefinden

 

Das hilft bei mir auch immer. Die Brille ist neu, aus der aktuellen Collection von Chanel und ich MUSSTE sie haben!  Zuerst sah ich ein Foto aus St. Tropez, dann ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf.  Nun habe ich sie am Kopf und werde Karl mal dieses Foto schicken. Vielleicht können seine Photoshopper es noch etwas schleifen und dann dürfen sie es gerne plakatieren! Ich freue mich jedenfalls über jede Stunde Sonnenschein. ☼