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Welche ist die beste Handtasche?

*REKLAME wegen Markennennung und Verlinkung

Als kleiner Ossi kannte ich nur sehr wenige Namen von Modemarken oder Modeschöpfern. Die Wörter Fashion und Design waren in den 70ern und 80er noch reichlich unbekannt. Models hießen Mannequins und zu Make-Up sagte man Schminke. Durch den eisernen Vorhang und bis in meinen Gehörgang schafften es Chanel, Fendi, Pierre Cardin, Guy Laroche, Yves Saint Laurent und Courreges.

Es gab in der DDR kein LV – jedenfalls kam mir in Nordvorpommern nichts unter die Optik. Weder in echt noch als Fake. Ich war schon damals Fan von Mireille Mathieu und hatte eine Freundin, die ab und zu Illustrierte von „drüben“ bekam. Wenn es dort ein Foto von Mireille Mathieu gab, durfte ich es mir ausschneiden, nachdem die „Westzeitung“ ihre Kreise bei Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen der Eltern meiner Freundin gedreht hatte. Damals lernte ich, was Geduld heißt.

 

Mein Taschenwahn – wie alles begann

1979 sah ich in einer Zeitung ein Bild und es haute mich um!

Da ich es bei Getty Image nicht kaufen will und keine Lizenzprobleme bekommen möchte, kann ich Dich hier nur zum Link schicken: KLICK

Das Bild in der Zeitschrift war aus einer etwas anderen Perspektive, da waren noch ein paar mehr Koffer zu sehen.

Ich staunte nur und hatte gleich mehrere Fragen:

Wie kann man mit so viel und mit so schönem Gepäck verreisen?

Wie toll ist das denn, wenn (fast) alles so fein zusammenpasst?

Was heißt eigentlich VL?

Ja, es war ein schwarz/weiß Foto und ich hatte keine Ahnung von den Farben und noch weniger von dem Aufdruck.

Ich dachte, das sei doch sicher eine Sonderanfertigung für Mireille Mathieu. Aber warum steht dann da nicht MM? Hat sie einen Verehrer, der ihr das schenkte? Eine andere Erklärung gab es für mich nicht. Warum sollten sonst irgendwelche Anfangsbuchstaben auf ihrem Gepäck stehen?

10 Jahre später war die Mauer gerade gefallen. Schnell hatte ich einen Job im Westteil der Stadt, in der Paulstraße in Moabit. Kurze Zeit später zog das Büro um in die Brandenburgische Straße / Ecke Kurfürstendamm. Ich wohnte natürlich noch in meiner Butze in Ostberlin, musste also immer zur S-Bahn zum Bahnhof Zoo. Ich nahm dorthin aber nicht den Bus oder die U-Bahn, sondern lief jeden Abend über diesen traumhaften Ku’damm, von dem ich jahrelang soooo viel gehört hatte. Man nannte diese Straße früher im RIAS* Radio manchmal „Prachtboulevard“ nur war dieser 1990 gar nicht so traumhaft war wie heute, aber für ein Mädchen aus Ostberlin war er die Welt. Lacoste, Braun, Bogner, Celine – was waren denn das für Namen? Ich kannte nur das Krokodil.

Jeden Tag nach Feierabend nahm ich mir eine andere Ku’damm Seitenstraße zum Erkunden vor. Eines Abends bog ich rechts ab in eine kleine Straße mit dem Namen Fasanenstraße. Und plötzlich waren da zwei hell erleuchtete Schaufenster mit Taschen und Koffern, die ich von diesem einen Foto kannte! Louis Vuitton stand in erhabenen Messinglettern über der Eingangstür. Also nicht VL!

Und es waren auch keine keine Sonderanfertigungen. Man konnte das kaufen! Ich könnte das kaufen! Ich bräuchte nur ordentlich Geld, dachte ich bei mir. Preise sah ich nicht. Am Samstag darauf fuhr ich in den Laden und erzählte einer französischen Dame, der Storemanagerin, die sich als Veronique vorstellte, meine Geschichte. Sie gab mir einen Katalog. Ich guckte rein – da standen auch keine Preise. Ich fasste mir ein Herz und fragte danach. Sie schrieb mit bei einigen Kleinlederwaren die Preise dazu:

Visitenkartenetui 85 Mark
Visitenkartenetui zum Ausklappen 115 Mark
Fotoalbum 220 Mark

Mein erster Einkauf wurde das Visitenkartenetui für meine BVG Umweltkarte. Ich habe es ein paar Jahre später verschenkt, denn inzwischen hatte ich eine LV Geldbörse: Portemonnaie Plat

Der 2. Kauf war das Fotoalbum – das habe ich bis heute. Ich trug es bis zum ersten anständigen Fotohandy immer mit mir herum. Jeden Tag. Damit ich alle meine Liebsten immer bei mir habe.

Darunter litten die Ecken etwas. Also habe ich ein 2. Exemplar gekauft, als Back-Up sozusagen. Das liegt aber noch nagelneu in der Schachtel, denn inzwischen hat man alle seine Lieblingsfotos digital dabei.

 

Der erste Sac Noé

Dann kam 1992 die erste Tasche. Ich hatte stundenlang im Katalog geblättert und mir meine Traumtasche ausgesucht. Es sollte eine Gibeciére werden. Darin könne ich meine Sachen gut systematisieren. Ich könnte sie in den Öffis gut über der Schulter und auf dem Rad crossover tragen. Ein Auto hatte ich damals nicht und auch keinen Führerschein. Ich verließ den Laden aber mit einem großen Sac Noé.

Ich bin ihm auch 30 Jahre später noch treu – und er mir!

Veronique meinte, der würde besser zu mir passen, als die sportliche „Studententasche“. Sie reichte mir einen, ich warf ihn auf die Schulter, trat vor den großen Spiegel und wusste, dass sie recht hatte. Liebe auf den ersten Blick! Im Katalog hatte ich die Seite mit den Säcken einfach überblättert.

Sie meinte dann, es wäre ein Klassiker, den viele kaufen würden. Das ließ mich etwas Zögern. Will ich etwas, was alle haben? Ich sagte es ihr. Sie meinte, dass der Preis das schon regeln würde. Mir würden sicher nicht viele mit dieser Tasche begegnen, der Noé kostet ja immerhin stolze 620 Mark. Sie erzählte mir die Noé Geschichte mit den Champagnerflaschen, zeigte mit noch die kleinere Version – ich probierte ein letztes Mal die Gibeciére und dann kaufte ich den wunderschönen Sack, der jetzt mein alter Sack ist.

Ich gehe mit ihm in Konzerte, nehme ihn mit auf Reisen, zum Supermarkt, ins Büro  und zum Strand. Inzwischen habe einen neuen „Zweitsack“, den ich trage, wenn der alte doch etwas zu alt ist.

Weil ich damals immer mit ihm S-Bahn fuhr und sich in den Öffis täglich fremde Menschen an ihm schubberten und an ihm vorbeidrängten, waren bald 2 Ecken durch. Ich dachte: es ist ein Sack, ein Alltagsgegenstand, einer Tragehilfe, wenn auch eine teure – aber da müssen wir jetzt durch, er und ich.

Dann lerne in oLiVer kennen, besuchte ihn und seine Frau in Wien, durfte sogar mit in seine Werkstatt und er sagte, er tauscht die Vachetta-Teile aus und mein Sack sah plötzlich wieder aus wie neu. Aber er hat jetzt keinen Code mehr – dafür bekam er einen D-Ring, den hatte die alte Version nämlich nicht. Es ist dazu da, eine Pochette oder mein LV Schlüsselband (ich hatte mir einige der Henkel der Pochette Accessoires bei LV als Ersatzteil bestellt und alle meine Taschen nach und nach damit ausgestattet) dort einzuhängen.

Die Seite mit der Lederschlaufe wird am D-Ring befestigt und unten am kleinen Karabiemer hängt immer das Schlüsseletui. Dann muss man im Sack, im Speedy oder in der Neverfull nicht immer nach dem Schlüssel grubbern,. Ich suche nur nach dem Lederbänzel, ziehe daran und mein Schlüsseletui kommt zum Vorschein.

Inzwischen hatte ich auch ein Auto und der Sack war nicht mehr fremden Berührungen ausgesetzt.

In meinem Augen ist noch tragbar, gerade auf Reisen begleitet er mich oft, auch wenn an einer Stelle schon das Canvas zu sehen ist, weil die bedruckte Erdölschicht darüber im Laufe der Zeit brüchig wurde.

 

Mein nächster Kauf war eine Folgeinvestition für den Noe: die Pochette Accessoire als seine „Innentasche“. Es war noch lange vor der Zeit, als Kate Moss die kleine PA als Abendtasche mit zu einer Party nahm und die vielbeachteten Fotos davon die Runde durch alle Zeitschriften machten und plötzlich alle Welt mit einer Pochette Accessoire herumlief. Ich konnte es nicht – hallo – das war doch nur so eine Krimskrams Innentasche!

Als Marc Jacobs bei LV übernahm und es die PA mit Kirschblüten, Multicolore und Graffiti gab, dachte ich anders darüber und kaufte auch ein.

Zurück zum Start des Taschenwahns. Meine nächste Anschaffung was dann schon der 60er Jeepall Bandouliere zum stilvollen Reisen und dann brauchte ich unbedingt noch eine Tasche für mein Fahrrad und so bekam mein Lenker einen 30er Speedy.

Mein Schlüsseletui, eine Agenda, eine Reispasshülle, das erste Tuch und die ersten Zopfhalter sind auch noch aus der Fasanenstraße – 2000 war dann der Umzug an den Ku’damm.

Ein Stück weiter – in der Fasanenstraße N° 26 – war übrigens Chanel, aber das juckte mich im Moment noch nicht – es änderte sich aber schnell 😊

Meinen Beitrag heute schreibe ich vor allem für die Taschenmädels und -jungs aus dem Taschencafé.

Ich bin sehr froh, dass Johanna dieses Forum ins Leben gerufen hat und Michaela mich darauf aufmerksam machte und ich mich gleich angemeldet habe.

Wenn Du auch für feine (Marken)Taschen brennst, komm doch einfach mal vorbei um mitzulesen und auch mitzumachen. Wir freuen uns auf Deine Beiträge in unserer gemütlichen Runde!

Wir haben – wie damals im Taschenforum – auch wieder die geballte Schwarmintelligenz am Start, wenn es um das Finden von Fakes auf verschiedenen Verkauftsplattformen geht oder um einen ersten Echtheitscheck vor dem Kauf von Taschen, Tüchern oder anderen Accessoires aus zweiter Hand.

Die freundlichen Umgangsformen, das Ausgrenzen jeglicher Neidkultur, die schnelle Hilfe und der Zusammenhalt begeistern mich dort. Ja, man investiert in einem Forum mehr Zeit, als auf Facebook oder Instagram, aber dafür ist es auch nachhaltiger und der Austausch intensiver und persönlicher. Ich bin noch nicht lange dort, verbringe aber inzwischen viel mehr Zeit bei den gutgelaunten Taschenmädels als mit der nervigen Instagram – App.

Zu dem verlinkten schwarz-weiß Foto oben: das abgebildete Gepäck reist noch immer mit seiner Besitzerin um die Welt. Eines Tages – im Oktober 2015 – ergab es sich, dass ich am Flughafen Tegel einen vollen Gepäckwagen in einen Aufzug schob. Meine Luftguitarre lag obenauf und eine Fransentasche. Wir kamen gerade von einer schrägen TV Schlagersendung, bei der ich im Publikum saß und meinte, diese Requisiten zu benötigten.

*Reklame wegen Markennennung und Verlinkung von Foren und Instagramaccounts

**RIAS = Rundfunk im Amerikanischen Sektor – hörte  ich immer in den Sommerferien, die ich bei meinen Großeltern in der Mark Brandenburg verbrachte.

*** sorry, die Frage in der Überschrift habe ich noch nicht beantwortet: Ich brauche mindestens die 4 erwähnten Taschen und die beste Tasche ist immer die zuletzt gekaufte.