REKLAME *
Ich muß vorausschicken, dass ich nicht gerade die Küchenfee bin, wenn es um süße Sachen geht. Kuchen backe ich seltener als 1 x im Jahr und Marmelade koche ich nur bei einem unerwarteten Obstüberangebot. Und doch habe ich mich erstmals an die Herstellung von Löwenzahngelee gewagt.
Auf meinen täglichen Wegen übers Land kam ich an einer satten grünen Wiese voller Butterblumen vorbei. Mit dieser Pracht muss sich doch noch mehr anfangen lassen, als nur überragend herrliche frühlingshafte Postkartenfotos im iPhone anzusammeln!
Da fiel mir ein, dass ich im Blog SCHÖNES LEBEN von Anja so umwerfende Bilder von eingefangenen Sonnenstrahlen im Glas gesehen hatte.
Anjas Co-Autorin Conni hat ihr Rezept für Löwenzahngelee dort so verführerisch bebildert, dass ich richtig Lust bekam, mich auf ein Experiment einzulassen.
Analoge Netzwerkvorteile
Nun bin ich nicht der Typ, der sich ungefragt auf fremdes Land begibt und dort so mir nichts dir nichts Pflanzen abrupft. Auch wenn Löwenzahn für viele Menschen nur lästiges Unkraut ist.
Ich frage also den Besitzer „meiner“ Lämmchen, ob er weiß, wem die Wiese gehört. Er wusste es und rief seinen Kumpel auch gleich an und ich bekam die Erlaubnis, mich zu jeder Tages- und Nachtzeit auf dem Grünland zu vergnügen und so viel Löwenzahn zu pflücken, wie mein Herz begehrt. Es geht doch nichts über ein funktionierendes dörfliches Netzwerk! Also legte ich sofort los. Mit Fotos natürlich 🙂
Löwenzahngelee – ohne Fleiß kein Preis
Am nächsten Tag lief ich in schönster Mittagssonne wieder zur Wiese. Mittags sind die Blüten voll geöffnet und man pflückt quasi die Sonne mit! Das Abrufen der ca. 200 Blütenköpfe war schnell erledigt. Ich hatte einen Durchlag aus der Küche mitgenommen und eine große Papiertüte.
Am Wiesenrand standen auch so viele verlockend frische Brennnesseln herum, dass ich meinen Stoffrucksack damit vollstopfte.
Ich hatte ja wohlweislich Gummihandschuhe an. Nein, nicht wegen Corona, sondern weil die Butterblumenstengelmilch ja recht dauerhafte Spuren auf den Händen hinterlassen kann. Die Brennhaare pieksten trotzdem ab und zu durch die Handschuhe hindurch, aber ab der 7. Pflanze merkt man das schon fast nicht mehr. Mein Großvater erzählte mir früher auch, dass Brennnesseln gut gegen Rheuma wären. Also pflückte ich unverdrossen weiter.
Zu Hause wurden die Brennnesseln mit einer Küchenschere kleingeschnitten und im Garten in einen Eimer getan und mit Regenwasser aufgegossen. Das Zeug gärt in der Sonne schon fröhlich vor sich hin, schlägt dicke Blasen und stinkt ziemlich. Stark verdünnt wird es ein erstklassigerer Dünger für meine Kartoffelpflanzen und ist auch ein prima Mittel gegen Ungeziefer (Ameisen im Boden oder Blattläuse an Pflanzen) im Garten.
Zurück zum Löwenzahn, denn jetzt kam die Feinarbeit und der langwierigste Schritt der Geleebereitung. Die kleinen feinen Blütenblätter müssen aus dem Kelch gerupft werden. Und zwar so präzise, dass möglichst wenig grüne Teile darunter sind.
Ich habe mich dieser Arbeit mit behandschuhten Händen und zugestöpselten Ohren im Garten gewidmet. Beine in der Sonne, Hirn in Williamsburg und Berlin und die Hände arbeiteten automatisch. Länger als eine halbe Stunde. Das ist übrigens der aufwendigste Teil der Sache, aber es lohnt sich, gründlich zu sein.
Als ich die Blütenblätter von 3 Durchschlägen verzupft hatte, wollte ich nicht mehr. Die Menge an gelben Fäden sah mir ausreichend aus. Mit den restlichen Blütenköpfen erfreute ich abends die Mutterschafe auf der Lämmerwiese. Die Schafdamen fraßen sie mir gerne aus der Hand.
Die ca. 250 g Blütenblättchen werden mit 800 ml Wasser zum Kochen gebracht. Nach 5 min vom Herd genommen und für 24 h abgedeckt stehen gelassen.
Natürlich habe ich an jeder Herstellungsstufe einen Geschmackstest gemacht. Die frisch gezupften Blütenblätter schmecken leicht süß und riechen nach Sonne.
Der Sud schmeckt auch erstaunlich süß und gar nicht bitter. Ist aber ziemlich dunkel. Fast so dunkel wie ein richtig starker Lindenblütentee.
Der kalte Sud am nächsten Tag schmeckt noch intensiver. Ich möchte den nicht als Saft trinken, aber wenn das Gebräu jetzt ausgesprochen seltsam geschmeckt hätte, wäre es gar nicht erst bis zum Löwenzahngelee gekommen.
Das Ganze wird jetzt durch ein Baumwolltuch abgeseiht, um alle Trüb- und Faserstoffe (und eventuell mitgekochte unvegane Einlagen) zu entfernen. Dann wird diese klare Brühe mit 200 ml Orangensaft, dem Saft einer Zitrone und 500 g Gelierzucker (in meinem Vorrat fand ich welchen mit dem Verhältnis 2:1) zusammengetan und für 4 min gekocht.
Die Schraubgläser waren schon vorbereitet, alles zügig eingefüllt, fest zugedreht und zum Abkühlen in eine dunkle Ecke auf die kühlen Fußbodenfliesen gestellt.
Am nächsten Morgen am Frühstückstisch kam dann zur ersten feierlichen Eröffnung eines Glases.
Zuerst der optische Test: mein Gelee war nicht so schön durchsichtig wie das von Conni. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Orangensaft frisch gepresst hatte und das Fruchtfleisch (auch von der Zitrone) nicht mit abgeseiht wurde.
Dann wurde die Konsistenz getestet: nicht so steif wie Götterpreise, aber ein perfektes Gelee!
Und endlich der Geschmackstest: ein großer Haps pures Löwenzahngelee verschwand in meinem Mund und zerging mit einem süßen und sonnigen Geschmack auf meiner Zunge.
*hmmmmmm* es riecht gut, schmeckt gut und sieht auch noch gut aus! Ich habe sofort 2 Gläser an Mittester verschenkt und nun schon Feedback, Rezeptwünsche und Nachbestellungen erhalten.
Noch haben sich die Butterblumen nicht in Pusteblumen verwandelt – ich werde also nochmal zur Tat schreiten, um Wintervorräte anzulegen, die uns in den trüben Monaten ein paar Sonnenstrahlen auf den Frühstückstisch zaubern!
Rezept für Löwenzahngelee
- ca. 250 g Löwenzahnblütenblätter
- 800 ml Wasser
- zusammen 5 min kochen
- 24 h abgedeckt stehen lassen
- durch ein Tuch abseihen
- 200 ml Orangensaft (frisch gepresst)
- Saft einer Zitrone
- 500 g Gelierzucker (2:1)
- zur Flüssigkeit geben
- 5 min kochen
- heiß in Schraubgläser füllen
Neben gelbem Löwenzahn spielen heute auch Orangen eine Rolle und auf diese beiden Farben habe ich auch mein Wiesenoutfit abgestimmt:
Hut: Hermès Paris
Brille: RayBan Aviator
Uhr: Fitbit Versa 2
Hoodie: Sansibar Sylt
Hose: no name
***
* Kennzeichnung wegen völlig unbeauftragter Vernetzung und Markennennung
Die Bilder auf Deinem Blog haben mich verleitet, hier auch einmal die Einkochfee zu geben und die Resonanz zu Hause und in der Nachbarschaft war einfach unglaublich. Keinem war klar, dass man aus schönem Löwenzahn so eine sonnige Delikatesse zaubern kann! Nächstes Jahr wage ich mich sicher auch an Deinen Rhabarber Kuchen, in diesem Jahr durften wir von unserer Staude noch nichts ernten, die muss erst ordentlich Wurzeln aus bilden.
Ganz liebe Grüße nach Leipzig,
Ach liebe Bärbel, was für schöne Bilder – von der Wiese von Dir in knall-orange! 🙂 Ich gelobe: morgen versuch ich es einfach mal u klingel durch. Vielleicht hab ich ja Glück. Danke fürs Verlinken und Ausprobieren!!! LG in den Norden 🙂 Anja
Ich finds klasse wie Du orange im Löwenzahn hockst. Tolle Fotos 🙂
Löwenzahngelee lockt mich der Arbeit wegen nicht zu sehr, aber ich liebe sie als Pusteblume♥
Liebe Grüße Tina
Das ist aber ganz gute Idee! Habe auch noch nie gemacht. Übrigens, wunderschöne Bilder! Liebe Grüße!
bin ganz hin&weg von dir in orange auf der maistöckl-wiese!
küchentechnisch ist es bei mir ähnlich – herzhaftes kochen ja – süsses und kuchen die totale ausnahme…. deswegen, und wegen dem mangel an zeit (ichsagnurgemüsegarten), kein löwenzahngelee.
halte durch! xxxxx <3
So schöne Bilder auf der Löwenzahnwiese liebe Bärbel. Und was für Arbeit für die Zubereitung des Gelees. Aber es hat sich anscheinend gelohnt.
Liebe Grüße Sabine