Die erste Reise nach dem Lockdown wegen Corona ging auf die schöne Insel Sylt. Es war einiges anders als sonst und das Medieninteresse war auch ziemlich groß. Meine ganz persönlichen Eindrücke habe ich Dir aufgeschrieben.
Unser Haus in Nordfriesland steht ca. 50 km vom Sylt-Shuttle-Start in Niebüll entfernt. Da wir die Insel lieben, fahren wir oft und gerne und zu jeder Jahreszeit rüber. Wenn die WetterApp am Freitagabend für das Wochenende Sonne verspricht, sind wir auch sehr kurzfristig am Start.
Wir haben uns nun schon das 4. Jahr hintereinander eine 12er Karte für den Syltshuttle der Deutschen Bahn gekauft. Das ist günstiger als die Einzelfahrtenkarten und an „normalen“ Wochenenden können wir am Terminal eine Extraspur nutzen.
Unsere Karte lief Ende April 2020 ab, ohne, dass wir die letzten 3 Fahrten nutzen konnten, da die Insel für Touristen gesperrt war.
Man bekommt die ungenutzten Fahrten aber erstattet, wenn man die Karte und den Kaufbeleg vorweisen kann. Dafür ist Zeit bis zum 30.09.2020.
Ab 18.05.2020 öffneten Hotels und Restaurants wieder und auch Ferienwohnung durften ab diesem Datum vermietet werden.
Wir wollten natürlich auch gleich auf die Insel, denn der Wetterbericht klang verlockend und nach den immer gleichen Tagen im Homeoffice kam ein Tapetenwechsel gerade recht.
Uns war aber klar, dass es an diesem Montag bei der Überfahrt zu einem erhöhten Andrang kommen würde. Zumal sich die meisten Inselgäste mit ihren Autos auf die Autozüge verlassen müssen, da eine Anreise über Dänemark mit der Fähre von Römö nach List auch als Transitreisende unmöglich ist. Die Grenzen nach Dänemark sind noch zu.
Ab heute – 25.05.2020 – werden sie durchlässiger und die dänische Grenzpolizei erlaubt den Übertritt für Camper, Speditionen, Pendler, Insulaner, Zweitwohnungsbesitzer und Urlauber.
Einen Nachweis über seinen Status sollte man unbedingt bei sich führen.
Tagestouristen (also die Leute, die auf der Insel keine Unterkunft gebucht haben) waren am vergangenen Himmelfahrtswochenende nicht erlaubt sie und sind auch zu Pfingsten (30. Mai, 6 Uhr bis 1. Juni, 20 Uhr) noch nicht willkommen. Es herrscht ein Betretungsverbot, das auch kontrolliert werden soll.
Bei unserer Anreise mit dem DB-Syltshuttle wurde übrigens keiner kontrolliert 🙂
Menschen mit Wohnsitz in Nordfriesland sind sind ja grundsätzlich von allen diesen Regelungen ausgenommen, aber auch die Autos mit anderen Kennzeichen wurden nicht angehalten.
Wer mit dem normalen Zug anreist, sollte mit Stichproben auf dem Bahnhof Westerland rechnen. Am Bahnsteigende steht dann ein Polizeiauto und die Polizei schickt die Tagesausflügler gleich wieder zurück in den Zug Richtung Festland.
Im NDR, bei Twitter und auf Facebook waren am 18.05. 2020 nicht nur positive Kommentare zu hören. Einerseits wollten die Insulaner ihre Gäste begrüßen, andererseits ist aber auch die Angst vor einer Viruseinschleppung vorhanden.
Einige Stimmungsmacher, die weder von der Insel, noch aus dem Norden kamen, äußerten lautstark ihr Unverständnis über diesen Ansturm. Ich hake es als freie Meinungsäußerung ab. Manchen erschließt sich eben der Zauber dieser Insel schwer oder kaum 🙂
Schon morgens ab ca. 7:00 Uhr mussten die Menschen stundenlang auf einen Platz auf den Zügen warten, obwohl etliche Sonderzüge eingesetzt wurden. Die Schlange der Wartenden reichte bis in die nächste Gemeinde und die Straße war blockiert.
Bald kursierten etliche hämische Videos in den Netzwerken. Spötter waren auf dem anderen Fahrstreifen an der Autoschlange vorbeigefahren, hatten diese gefilmt und in Netz gestellt.
Und? Was soll mir das sagen? Nix! Ich kann nämlich jeden verstehen, der gleich losgefahren ist, um Sylt zu besuchen.
War ich doch eine von ihnen! Allerdings wollte ich nicht ewig lange anstehen, sondern schon auf der Insel frühstücken.
Also klingelte der Wecker bei uns am Montagmorgen schon sehr zeitig und nach einer schnellen Fahrt auf fast autofreier Straße erwischten wir einen Platz auf dem ersten DB Zug um 5:05 Uhr. Fanden auf der Insel einen Bäcker, der schon um 6:00 Uhr öffnete und frühstückten im Strandkorb mit Blick auf die Wellen und genossen sofort das Sylter Urlaubsfeeling!
Die Gästekarte der Gemeinde Sylt
Jeder Besucher zahlt täglich eine Kurabgabe, deren Höhe jahreszeitlich variiert und die (neben anderen Vorteilen) den Zugang zum Strand erlaubt.
Tageskarte – Gemeinde Sylt
01.11. – 30.04. = 4,00 €
01.05. – 31.10. = 2,00 €
Übernachtungsgäste – Gemeinde Sylt
01.11. – 30.04. = 3,50 €
01.05. – 31.10. = 1,75 €
Ich vergesse diese kleine Karte gerne mal im Hotel oder im Auto. Die Kontrolletties in ihren Buden sind allerdings gnadenlos. Man muss zurücklaschen, um die Karte zu holen oder sich einen neuen Zugang erkaufen. Keine Ausrede zählt, sie haben alle schon gehört. Einzig, als ich vor 2 Jahren ohne Karte aber mit Krücken vor so einer Bude stand, durfte ich passieren.
Bei meinem jetzigen Besuch waren alle diese Buden noch geschlossen. Am ersten Tag wunderte ich mich darüber, dann fiel mir ein, dass ja keine Tagestouristen auf Sylt sind. Und jeder, der eine Unterkunft bucht, bekommt automatisch seine Gästekarte. Man kann also noch auf diese Kontrollen verzichten. Damit habe ich meinen ganz persönlicher Coronavorteil: Ich musste nie an die Karte denken!
Strenge Regeln in der Gastronomie
Wir überall im Land herrschen auch hier neue Vorschriften:
- weniger Tische
- mehr Abstand
- Desinfektion der Tische vor der Neubesetzung
- Maskenpflicht auf dem Weg zum Tisch
- Maskenpflicht auf dem Weg zum WC
- Masken nicht auf den Tisch legen
- Personal arbeitet mit Masken oder Face-Shields
- Ein- und Ausgang möglichst getrennt
Wir wollten in die Sansibar, erfuhren auf der Homepage, dass Reservierungen nicht möglich sind und sogar alle bestehenden Tischbestellungen gecancelt wurden. Das ärgerte einige, denn nicht jeder Mensch ist dafür gemacht, geduldig in einer Warteschlange zu stehen. Vielleicht habe ich Vorteile durch meine DDR Herkunft. Denn ich lernte schon als Kind: Wer etwas haben will, muss sich anstellen. Für alles mögliche. Ich stand unter anderem für Konzertkarten, Ketchup, Räucheraal, Lizenz Schallplatten oder Import-Jeans.
Wir standen also brav in der Reihe gleich unten am Sansibar-Parkplatz. Alle mit dem nötigen Abstand und nach 14 min waren wir bereits an der Pool-Position angekommen und konnten nach oben gehen.
Freundliche Sansibar Mitarbeiter standen für alle Fragen zur Verfügung und bleiben ganz geduldig, als wiederholt nach einem Aschenbecher gefragt wurde (nein, das sei von den Behörden nicht gestattet, weil es zu Grüppchenbildung kommen könnte – ebenso wie ein Getränkeausschank in der Schlange nicht möglich sei) oder seinem Ärger über die „sinnlosen Maßnahmen“ Luft gemacht wurde. Die Mitarbeiter entschuldigten sich für die Unannehmlichkeiten. Aber es gibt ja immer einige Menschen, die meckern müssen und die nicht warten wollten – die brausten dann eben wieder davon.
Oben im Restaurant angekommen gab es für uns sogar die Möglichkeit zu wählen, ob wir drinnen oder draussen sitzen wollten. Das kann aber nicht garantiert werden. Wenn oben ein Tisch frei wird, werden unten die nächsten Gäste auf den Weg geschickt. Sonderwünsche haben im Coronazeiten wenig Chancen.
Was aber in dieser schwierigen Situation immer wieder sehr positiv auffällt: alle Angestellten sind so freundlich wie eh und je. Keiner hat seinen Humor verloren, die Gäste werden gut gelaunt begrüßt, betreut und umsorgt und Küche und Keller sind wie immer auf höchstem Niveau!
Weil es am 2. Urlaubstag so gut geklappt hat, versuchen wir am Himmelfahrtstag erneut, zum Abendessen einen Tisch in der Sansibar zu ergattern. Dieses Mal warteten wir 22 min – und hatten wieder Glück mit einem Platz draußen in der Abendsonne!
Es gab zwei große Garnelenpfannen mit schön viel Knoblauch, dazu die legendären Trüffelpommes mit Parmesan (bei Instagram zu bestaunen) und natürlich leckere Erdbeerbowle.
Der glückliche Abschluss eines perfekten Feiertages!
Bei der Abreise (wir hatten uns für den vorletzten Zug des Tages entschieden) waren nur wenige Autos unterwegs. Wer will schon freiwillig wieder runter von der Insel?
Wir werden uns bei der nächsten Schönwetterlage jedenfalls gleich wieder auf den Weg nach Sylt machen!
*Orts- und Markennennung aus reiner Freude und gänzlich ohne Auftrag oder Sponsoring!