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Heute geht es um meine ganz persönliche Podcast – Hitparade. Dazu muss ich etwas weiter ausholen und Euch erzählen, dass ich mehr Radiohörer als Fernsehgucker bin.
Der RIAS (RIAS = Rundfunk im amerikanischen Sektor) gehörte zum Beispiel in meine Sommerferien im Brandenburgischen, wenn ich bei meinen Großeltern war. In Stralsund, der Stadt in der ich aufgewachsen bin, konnten wir weder Westfernsehen noch Westradio empfangen.
SCHLAGER DER WOCHE hiess die Sendung, die ganz besonders beliebt war, weil dort die Neuerscheinungen liefen, die Titel ausgespielt wurden und der Moderator Lord Knud (aus der Band THE LORDS) so böse Witze gegen das DDR Regime vom Stapel ließ.
Meine Großmutter hatte auch eine Lieblingssendung. Mein Bruder und ich lauschten mit ihr „Damals war’s – Geschichten aus dem alten Berlin“.
1992 wurde aus RIAS 2 dann rs2 – weil die Alliierten aus Berlin endlich abzogen und der Name nicht mehr zeitgemäß war. Ich blieb dem Sender und der Frequenz 94,3 treu, bis…
…bis ich 1999 die Ex von meinem Ex-Mann kennenlernte. Sie erzählte mir von ihrem Lieblingsradiosender RADIO EINS. Der Sender wurde dann auch schnell mein Favorit.
Die Mischung der Musik, die anspruchsvollen Textbeiträge, die angenehmen Moderatoren. Die Stimme von Marion Brasch ist mir bis heute die liebste, ich habe mir sogar bei AUDIBLE ihre Hörbücher gekauft.
Der Tag begann mit dem „Schönen Morgen“ von Volker Wieprecht und Robert Skuppin – die beiden machten mich wach für den Tag, als sie damals noch täglich die Morgensendung moderierten.
Freitags lauschte ich beim Frühstück aufmerksam den kritisch klugen Kommentaren von Henryk M. Broder. Der 2013 hinwarft, weil die Redaktion kniff. Heute verstehe ich Herrn Broder, damals fand ich es doof, kapierte aber auch noch nicht alle Zusammenhänge.
Die radioeins Nachrichten unterschieden sich in ihrer Ausführlichkeit wohltuend von denen der privaten Radiostationen, die Werbung war überschaubar und selbst die Gewinnspiele hatten Niveau, denn die Hörer mussten dabei nachdenken, nicht nur raten.
Sonntagnachmittags kam 2002 Bettina Rust mit Ihrer HÖRBAR RUST ins Programm und da auch im Auto der Radiosender eingestellt war und wir sonntags oft mit dem Kind vom Koenich unterwegs waren, gehörte Bettina mit ihren Gästen zu unserem Sonntag.
Nach der Hörbar kam die ziemlich schräge Sendung Grissemann & Stermann, die ich total gerne hörte, die aber für den (etwas älteren) Mann an meiner Seite nicht zu ertragen war. Ich gab das brave Frauchen und hörte auf ihn und schaltete aus. Krass, was ich mir mit U 50 noch gefallen ließ.
2012 – da war der Mann längst Geschichte und Dirk Sterman und Christoph Grissemann auch. Es kamen ganz andere Herren sonntags nachmittags ins Radio.
Jan Böhmerman und Klaas Heufer-Umlauf: „Zwei alte Hasen erzählen von früher“ und „16 & Zwei“ mit Olli Schulz und Joko Winterscheidt.
Ich wünschte, ich könnte jetzt sagen, ich sei ein Hörer der ersten Stunde. Kann ich aber nicht, denn die Wahrheit ist: ich war ein Abschalter der ersten Stunde. Sie waren mir alle zu albern, zu seicht, zu selbstverlustierend und der Sprachfehler von Herrn Schulz ging extrem auf meinem Nerven. Sorry Olli – man gewöhnt sch ja an alles, wenn man will und jetzt höre ich Jan und Olli inzwischen 2x pro Woche freudig zu!
Das war bei „Sanft & Sorgfältig“ auch noch nicht der Fall. Mir fehlte einfach das deutsch-österreichische Duo, da hatten die „Neuen“ in meinem Gnatz keine Chance.
Weitere Größen bei radioeins waren für mich Dietmar Wischmeyer und Thomas Wosch. Letzterer war mal da und mal weg und – dem Internet sei Dank – ist er jetzt endlich wieder dabei und bringt mich freitags ins Wochenende.
Warum soviel Radiogeschichte?
Weil meine Podcast Charts mit ganz vielen Namen aus meiner Radiozeit verbunden sind.
Mein erster Podcast war die HÖRBAR von Bettina Rust. Immer, wenn ich diese Sendung verpasst habe, hörte ich sie nach. Obwohl ich die komplette Sendung (mit Musik) viel viel lieber mag, denn die Musikauswahl der Gäste gehört für mich einfach dazu!
Dann brachte mich AUDIBLE auf das Thema Podcast. Als Abonnent kann man nämlich gratis die ORIGINAL PODCASTS hören.
Also versuchte ich 180 Grad, Gala Royal, Auf der Bahn, Süß oder salzig und fragte mich dabei, was die Leute neuerdings an Podcasts finden. Ja, ganz nett gegen Langeweile, aber wann habe ich die schon mal. Mich fesselte nichts davon auch nur ansatzweise.
Instagram hat letztendlich „Schuld“ daran, dass sich mein Podcast Horizont plötzlich ganz enorm erweiterte. Ich folge Materia auf Instagram, in seinen Insta-Stories „traf“ ich Paul Ripke und Caspar und bekam mit, dass beide auch Podcasts haben.
Der Podcast MIT VERACHTUNG von Caspar und Drangsal ist leider eingestellt, aber ich habe voller Freude alle Folgen nachgehört. Die Offenheit, mit der die beiden über ihre teilweise problematischen Lebenswege berichten hat mir gefallen und die dazu besprochene Musik tat ihr übriges.
Der Podcast ALLE WEGE FÜHREN NACH RUHM von Paul Ripke und Joko Winterscheidt (den ich *schwör* bis dato nicht aus dem TV kannte, mir jetzt aber mit Begeisterung und Spaß nach und nach auf YouTube viele Sendungen mit Klaas und Interviews und Besuche in Talkshows angucke) ist meine Nummer 1.
Und dass, obwohl 2 Dinge, die beide Protagonisten immer wieder erwähnen, aufgrund meiner DDR Vergangenheit bei mir äußerst negativ besetzt sind.
- Berufsjugendliche: das waren bei mir bis zu AWFNR „Genosse Egon Kranz“ und alle anderen „erwachsenen“ Pioner- und FDJ-Leiter an den Schulen. Die lange nicht mehr jugendlich waren, aber unser Vorbild sein sollten und gerne so taten, als ob sie uns verstünden.
- Die goldenen Henne – Pubikums- und Medienpreis (ehemals Fernsehpreis), der nach einer DDR Moderatorin benannt wurde, die heute als ach so beliebt dargestellt wird, weil die Obrigkeit ihr angeblich regimekritische Gags durchgehen ließ. So war der Preis anfangs eine fette Henne, wurde aber kürzlich deutlich entschlankt. Ich konnte mit dieser lauten dicken Frau Hahnemann (die sich oft und gerne in ulkigen Kostümen präsentierte) nichts anfangen. Vielleicht war es bei mir aber auch nur die generelle Ablehnung von allem, was aus der DDR kam und dort gefeiert wurde. Mein Blick ging seit Jahrzehnten schon 1000 km westwärts.
Mein heutiges Outfit hat übrigens auch was mit dem AWFNR Podcast zu tun, denn ich habe vor lauter Freude bei About You fröhlich-bunten Paul Ripke Merch gekauft.
Der weltweit beliebteste Podcast beim Streamingsdienst Spotify ist FEST & FLAUSCHIG von Jan Böhmenmann und Olli Schulz. Inzwischen höre ich die beiden regelmäßig am Sonntag. Damit den Hörerscharen die Zeit bis zur nächsten Folge nicht so lang wird, gibt es neuerdings mittwochs immer eine Kurzfolge „Auf die Hand“.
Weil ich den Humor und den wunderbaren Wortwitz von Micky Beisenherz sehr schätze, höre ich auch JUWELEN IM MORAST DER LANGEWEILE. Diesen Podcast kann ich aber nur ausser Konkurrenz und nur im Notfall, wenn es sonst nichts zu hören gibt, empfehlen. Herrn Oliver Polak muss man mit seiner extrem weinerlichen Art und seiner schrecklichen Eunuchen-Lache dann einfach billigend in Kauf nehmen und sich freuen, dass Micky sowieso meistens redet, weil der andere müde oder gejetlagt ist.
Meine 10 besten Podcasts auf einen Blick:
- AWFNR
- PAARDIOLOGIE
- HÖRBAR RUST
- FEST & FLAUSCHIG
- BAYWATCH BERLIN
- GEMISCHTES HACK
- MIT VERACHTUNG (ich hoffe, dass sie wiederkommen)
- PODKINSKI
- HOTEL MATZE
X. JUWELEN IM MORAST DER LANGEWEILE
Die Nummer 8 kann ich übrigens nur anhören, wenn Palina männliche Gäste oder Frauen mit tiefen Stimmen am Mikrofon hat. Zwei so piepsende Damenstimmen, die dann noch durcheinander reden, ertrage ich einfach nicht.
Im Hotel Matze – Nr. 9 – höre ich nur die Interviews, bei denen mich die Gäste interessieren.
Manchmal werde ich gefragt, wann ich das alles höre. Das ist ganz einfach, wenn man kein TV schaut, hat man ohne Ende Zeit dazu. Meine Ohren sind oft zugestöpselt. Wenn ich im Auto sitze oder abends meine Runde zum See drehe, wenn ich am Bügelbrett stehe, Gemüse schnippel, im Sommer im Garten chille oder arbeite. In der Badewanne höre ich Podcasts, beim Abwasch (im Haus in Nordfriesland gibt es ja keine Spülmaschine) beim Putzen und wenn ich zum Supermarkt gehe. Ich bin also immer in Gesellschaft und immer gut unterhalten.
AWFNR höre ich dienstags zusammen mit Schatzi über die Soundbar und freitags im Auto auf dem Weg nach Nordfriesland hören wir PAARDIOLOGIE.
SEXVERGNÜGEN / BESSER ALS SEX habe ich natürlich auch komplett gehört und mich mehr als einmal darüber gewundert, warum die jungen Frauen von heute immer verklemmter werden. Aber vielleicht ist das auch so ein DDR Ding. Man sagt, dass wir ja sonst nüscht hatten. Also waren wir nackig, hatten Sex und trieben auch mal ab, wenn es sein musste. Das sind heute alles Themen, die wie ein Tabubruch behandelt werden.
Wozu höre ich einen Podcast?
Was habe ich nun davon? Ich habe etwas zu lachen und erweitere meinen Horizont. Musikalisch ganz enorm, weil oft Musik ein Thema in Podcasts ist und ich vielen Musiktipps folge und dabei für mich wahre Schätze entdecke.
Auch meine Rezeptsammlung wurde erweitert, nämlich um die veganen Kreationen von Paul Ripke. Natürlich habe ich uns das Heft RIPKYTCHEN gekauft. Nein, ich werde deshalb nicht vegan, man kann die Gerichte ganz prima mit Fleisch oder Würstchen garnieren.
Ich fühle mich ja durchaus junggeblieben und mit meinem Lifestyle nicht gerade 0815 für fast 60. Die Themen von Felix Lobrecht und Tommi Schmitt sind mir also auch nicht fremd, bei diesem Podcast kann ich mich regelmäßig vor Lachen ausschütten und ich liebe das! Wann hast Du das letzte Mal lange laut gelacht? Mir tut das so gut!
Wer hier ein echtes Ü50 Ranking erwartet hat, den musste ich heute enttäuschen. Den schicke ich weiter zum Podcast von Barbara Schöneberger, die zwar die Fuffzich-Schallmauer noch nicht genommen hat, aber deren Ansichten manchmal denen meines Ü80 Vaters ziemlich gleichen! Da kann sie sich noch soviel angesagte Gäste einladen – manche bringen es eben nicht.
Herrje, ich hätte noch so gerne etwas über PAARDIOLOGIE und Charlotte Roche gesagt, weil sie einfach eine unfassbar krasse Frau ist und im Podcast mit ihrem Mann so radikal offen über jedes Beziehungsthema spricht. Ich fühle mich dabei abwechselnd ertappt, verstanden oder amüsiert – auf jeden Fall hilft mir diese Offenheit auch in meiner Beziehung.
Allerdings bin ich schon wieder bei über 1500 Wörtern und werde es einfach hier beenden.