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VON OST NACH WEST
Das war die Richtung, in die ich gereist bin, sozusagen auf meiner Lebensreise. Von der Ostsee an die Nordsee. Dabei verlief meine erste Begegnung mit dem Nordmeer alles andere als überzeugend.
Es war Pfingsten 2001 oder 2002 und ich reise im Schlepp vom Ex-Könich + Könichskind von Berlin nach Borkum. Nicht gerade der nächste Weg und natürlich hatten viele Berliner ähnliche Ideen. Also hatten wir unterwegs volle Strassen und zudem stellte mich Petrus auch noch auf eine sehr harte Probe.
Während wir ein Jahr vorher zu Ostern auf meiner Lieblingsinsel Hiddensee den perfekten Frühlingsstart hatten, probte der Wettergott auf Borkum schon für den nächsten November und entsprechend war auch meine Laune. Statt Sonne, Meer und Wellen sah ich meist nur grauen Schlamm durch einen dichten Regenschleier.
Mein einziger Trost war das unglaubliche Angebot von Dickmilch in den Lokalen. Ich wusste vorher nicht, dass man im Westen sogar Dickmilch kaufen kann, ich dachte damals wirklich noch, das wäre ein Geheimrezept meiner Großmutter, um uns in den Sommerferien zu verwöhnen. Jedenfalls habe ich sonst nicht viele Erinnerungen an diese erste Nordseebekanntschaft. Heute denke ich, dass wir einfach auf der falschen Inselseite gewohnt haben und ich das Watt noch nicht schätzen konnte. Und vor allem, dass ich die falschen Klamotten für dieses Wetter dabei hatte. Deshalb ist mein erster Ratschlag für eine Reise an die Nordsee:
Tipp 1: das Nordseeklima niemals unterschätzen
Ich rede nicht von brennend heissen Sommertagen, da reicht ein Flatterkleidchen! Trotzdem habe ich immer einen warmen Pulli und eine winddichte Jacke dabei. Und natürlich ein Halstuch und vielleicht sogar eine Mütze, falls der Pullover keine enganliegende Kapuze hat, die selbst bei Wind einigermaßen fest auf dem Kopf bleibt.
Jahre später zog mich eine andere Liebe in den Norden und es ergab sich, dass mein Hauptwohnsitz jetzt in Nordfriesland liegt. Das Haus und Husum sah ich 2010 das erste Mal und Liebe zu Nordfriesland kam auch nicht gerade auf den ersten Blick. Ebbe und Flut, Wasser weg, Wasser da. Und wenn da, dann meist von oben. Die letzten 4 Sommer haben mich jetzt aber überzeugt!
Im Sommer 2011 war ich das erste Mal auf Sylt – mit jemandem, der auch noch nie dort war. Wir fuhren mit dem Zug von Husum nach Westerland und auf der Insel sind wir bei über 30 Grad mit dem Bus herumgegurkt. Was natürlich aus heutiger Sicht sehr löblich und umweltfreundlich ist, aber im Grunde genommen ist es einfach doof. Man ist von Abfahrtzeiten abhängig, ständig anderen Menschen ausgesetzt und verpasst leider auch viel zu viel links und rechts der Buslinie.
Tipp 2: Auf Individualmobilität achten
Man muss ja nicht zwingend mit dem eigenen Auto und dem Syltshuttle anreisen, man kann sich auf Sylt auch ein Auto mieten oder Fahrräder mit und ohne Motor. Wer Schiffchen fahren will, kann über Römö mit der Autofähre übersetzen. Das ist preislich genauso intensiv wie der Autozug, dauert noch eine Stunde länger, wenn man die Strecke Niebüll – Havneby mit knapp 70 km veranschlagt, aber man kann unter Umständen bei der Transferwartezeit enorm sparen. Man sollte sich sowieso immer ganz aktuell informieren. Beim DB Syltshuttle und der Fähre gibt es auch Webcams, die nutze ich gerne, denn bessere Infos kann man nicht bekommen. Wenn Autos in 4 Spuren in der Wartezone stehen, bleibt man besser noch eine Stunde am Strand!
Übrigens dürfen große Wohnmobile gar nicht mehr auf den Syltshuttle Zug (auch nicht auf den seltsamen alternativen Autozug), für diese Gefährte bleibt eh nur der Umweg mit der Fähre über Dänemark.
Wir haben Ines und ihren Mann mal auf Römö empfangen. Sie waren auf Sylt im Urlaub und kannten Römö noch nicht. Also haben wir das mal eben fix geändert.
Tipp 3: Es muss nicht immer Sylt sein
Wer keine Instagram-Foto-Hotspot-Namen braucht, sondern nur Strand, Meer und Heide, dem ist Römö zu empfehlen. Auch auf diese Insel führt ein Damm. Ähnlich wie der Hindenburgdamm, der die Insel Sylt mit dem Festland verbindet. Während man den Sylter Damm nur unter Strafen betreten darf (er „gehört“ der Deutschen Bahn und die lässt jeden verhaften, der den Damm unerlaubt betritt und sich dabei erwischen läßt), ist in Dänemark ist alles entspannter. Man darf den Damm zu Fuß, zu Pferd, mit dem Rad und mit allen möglichen motorisierten Mobilen benutzen. Das gesamte Touristen-Leben ist in unserem nödlichen Nachbarland deutlich gechillter. Es gibt keine Parkverbote, keine Kurtaxe, keine Absperrungen. Ja, man kann auch mit dem Auto an den Strand fahren. Trotzdem verhalten sich die Menschen ordentlich. Packen ihren Müll brav wieder ein, stellen ihren Autos nicht in die Dünen oder auf die Deiche und halten sich an die Regeln des friedlichen Zusammenlebens.
Tipp 4: Der breite Strand von Sankt Peter-Ording
Ist auf jeden Fall sehenswert, wenn man noch nie auf Amrum war. Dort gibt es den länsgten Stand der deutschen Nordseeküste. Weil aber jeder weiss, dass es nicht nur auf die Länge ankommt, hat Amrum auch noch den breitesten Strand Nordeuropas. SPO kann aber durch aus mithalten. Der Strand dort ist ca. 12 km lang und bei Ebbe an einer Stelle bis zu 2 km breit. Markante Wahrzeichen von Sankt Peter-Ording sind die 15 imposanten Pfahlbauten.
Ein Bau musste im Frühjahr abgerissen werden. KLIMAWANDEL titelte der NDR daraufhin. Damit erklärt mal heute einfach alles: Das Salz im Wasser, den Wind in der Luft und die Sonne am Himmel. Ich lasse das Thema jetzt besser ruhen, sonst schweife ich ab und rege mich auf.
Man sollte auf jeden Fall in eines der Restaurants auf Pfählen einkehren:
Die Seekiste
Arche Noah
Strandbar 54 Grad
Sich aber vorher unbedingt nach den aktuellen Öffnungszeiten erkundigen, die sind saisonal verschieden und auch wetterabhängig. Bei Sturm oder Sturmflut sind sie geschlossen.
Tipp 5: Der erste Besuch auf Sylt
Mit dem Bus hast Du auch schon ein paar ordentliche Möglichkeiten. Und wenn Du gut zu Fuß bist, wird es trotzdem was mit der Kupferkanne, dem rotem Kliff, der Uwe Düne mindestens 3 Leuchttürmen. Dann ist der Tag aber auch um.
Genau am Weg und mit Bushaltestellen (der Bus fährt direkt am Bahnhof Westerland ab) ganz prima zu erreichen ist Hörnum zum Beispiel, im Süden der Insel. Das Südkap ist zu jeder Jahreszeit ideal für eine Einkehr mit Ausblick und Leuchtturm.
Samoa Seepferdchen mag ich auch, ebenso wie die Strandoase, aber meistens fahren wir durch bis zur Sansibar!
In Richtung Norden gibt es auch genug Bushaltestellen mit Eindruckspunkten: Der Hafen in List zum Beispiel. Kulinarisch nicht wirklich erste Wahl. Aber das ist nur meine Meinung. Viele Leute mögen GOSCH sehr gerne. Ich stehe nämlich nicht so auf Industriefutter aus Convectomaten, Fritteusen und Mikrowellen – aber das muss jeder selber wissen. Der Champagner schmeckt natürlich auch dort! Bitte nicht falsch verstehen, es gibt natürlich ganz hervorragende Restaurants an List – aber direkt am Hafen ist es pure Massenabfertigung.
Und in Kampen sollte man natürlich aussteigen, da kann man auch den halben Tag vertrödeln und feinste Shoppingerlebnisse haben, wenn man nicht gerade zu Frau von Z. in den Hermes Laden geht. Früher dachte ich, ihre Laune sei tagesformabhängig. Das ist sie aber nicht, sie ist namensabhängig. Eine Freundin nannte mir mal den Namen ihrer Schwester, die in Kampen ein Haus hat und deren Namen man kennt, unter dem ich einfach mal anrufen sollte, für eine bestimmte Taschenfrage. Also habe ich es ausprobiert und siehe da: Am anderen Ende der Leitung war man freundlich wie nie, brachte sich fast um für mich und ich bekam die gewünschte Auskunft und noch eine Einladung zu einem Besuch im Store, die ich aber sehr bestimmt ausschlug.
Bevor ich mich weiter in meiner bekannter Detailverliebtheit ergehe, fasse ich einfach nochmal die Tipps zusammen und versehe meine Zeilen mit recht vielen Links zu älteren Blogbeiträgen von der Nordsee allgemein und von den Inseln Sylt und Römö.
Tipp 1: Den Wind an der See nicht unterschätzen
Tipp 2: In Nordfriesland ist es mit Auto leichter
Tipp 3: Römö ist auch noch da
Tipp 4: Sankt Peter-Ording
Tipp 4: Sylt mit dem Bus
Danke liebe Michaela, für Deine Inspiration zu diesem Beitrag. Michaela war im September das erste Mal an der Nordsee. Wir trafen uns gleich an ihrem ersten Abend in St. Peter-Ording. Michaelas Eindrücke von ihrem Nordseeurlaub findest Du heute auf ihrem Blog:
https://wiggerlsworld.wordpress.com/
Auch diesen Beitrag muss ich als Reklame kennzeichnen, weil ich Restaurants verlinke, Orte erwähne und Marken erkennbar sind. So ist das heute liebe Leute.
Wundervolle Sehnsuchtsfotos, liebe Bärbel!
Mit der Nordsee bin ich nicht wirklich warm geworden (im doppelten Wortsinn), außerdem war immerzu das Meer weg… 😀 Auf Sylt war ich noch nie, in SPO einmal vor vielen Jahren. Dafür liebe ich die Ostsee, seitdem ich Kind war und versuche sie jedes Jahr mindestens einmal zu besuchen. Früher immer Fischland, seit einigen Jahren regelmäßig auf Usedom. Ich gehe übrigens bei jeder Jahreszeit ins Wasser, selbst zu Neujahr (direkt aus der Sauna, zugegeben, aber immerhin)! Liebe Grüße!
🙂 Liebe Bärbel,
die Nordsee ist immer eine Reise wert!
Die Fotos verursachen Heimweh ans Meer. Demnächst mal wieder…
Liebe Grüße
Claudia 🙂
Das sind richtig tolle Fotos und sicher schöne Tipps für alle die gern in den Norden reisen möchten 🙂
Liebe Grüße Tina