Reklame
Als ich 2012 meine Blog-Idee online schob, hatte ich mir natürlich schon eine Weile vorher Gedanken um den Namen gemacht. Ich wollte zeigen, dass man auch mit Ü50 bloggen kann. Damals kam ich gar nicht auf die Idee, im Netz nach anderen bloggende Ü50 Frauen zu suchen. Ich dachte wirklich, ich sei die einzige.
Ausgangspunkt für meinen Blog war das Taschenforum, aus dem immer mehr junge Damen ausstiegen, um einen Blog zu schreiben. Irgendwann dachte ich: „Warum soll ich das Feld der Jugend überlassen?“ Das kann ich doch auch!
Frauen Ü50 interessieren sich genau so für Handtaschen, Schmuck, Nagellacke und Modetrends. Und darüber hinaus vielleicht auch noch für Kunst, Kultur und gute Weine, nette Wohnungseinrichtungen, hochwertige Dekoration, feine Stoffe, entspanntes Reisen, hervorragende Hotels und Restaurants, wirkungsvolle Kosmetik und auch für modernen technischen Spielkram zur Erleichterung des gechillten Lebens. Und im günstigsten Fall verdienen sie ihr eigenes Geld, um sich alles leisten zu können, was ihnen gefällt. Zu diesen Frauen zähle ich mich und meinen Leserinnen wird es nicht anders gehen. Ich blogge also über mein Leben, immer schön an der Oberfläche, es wird selten tief gebohrt, eher tief gestapelt 🙂
Es gibt auch Ü50 Blogs, die ihren gesamten privaten Alltag mit Mann (gerne einem weggelaufenen), Hund und Kind, sowie ihre schweren Sinnkrisen vor der Welt ausbreiten. Auch sie finden ihre begeisterten Leser. Genauso wie diejenigen, welche nur über andere Blogger bloggen und nicht merken, wie sie immer verbissener werden. Jeder findet seine Nische. Sogar die Ü50 Blogger, die „Frauchen von Herrchen“ sind. Früher hätten sie sicher in der Fußgängerzone von Buxtehude oder Wanne-Eickel eine Boutique aufgemacht, jetzt sind sie selber eine. Auf die bin ich manchmal etwas neidisch, weil sie:
1. so herrlich viel Zeit für den Blog haben und
2. denke ich ungefähr bei jeder 14. Kooperation, dass ich die auch gerne gehabt hätte.
Da ist noch eine Nische frei
Alle SEO Ratgeber empfehlen Bloggern nämlich ihre eigene Nische, damit man ein Ziel hat und man in seiner Nische hockend im www. auch gefunden und gelesen wird. Blogtexte werden nämlich heutzutage für Suchmaschinen optimiert, nicht für die Leser! Nun bin ich nicht so der Nischentyp und mein Blog ist meilenweit davon entfernt, suchmaschinenoptimiert zu sein. Aber ich habe schon über eine Nische nachgedacht, weil das Wort so gemütlich klingt. Meine Länge könnte meine Nische sein. Ich könnte Stylingvorschläge für große Frauen machen, aber kein Wunder: sogar lange Alte mit komischen Klamotten gibt es im Netz schon.
Also bleibe ich mal nischenlos ganz entspannt.
Die Entspannung ist nämlich in meinem Leben der deutliche Unterschied zu meinen 20er, 30er und 40er Jahren. Ich bin viel geduldiger und gelassener geworden. Selbst dann, wenn um mich herum etwas eskaliert. Ich kenne das doch alles schon. Das heißt aber nicht, dass ich langweiliger geworden bin. Es passieren noch immer genug spontane Dinge. Wie vor einer Woche auf Sylt: Wir sind auf dem Weg zum Ellenbogen, da sehe ich im Hafen von List ein Riesenrad und möchte hin. Die anderen 3 im Auto verdrehen etwas die Augen, aber ich habe Geburtstag, also bekomme ich die Riesenradtour!
Geduldiger heißt also nicht ruhiger. Es bezieht sich mehr auf materielle Dinge. Wenn eine Handtasche ausverkauft ist, nehme ich die nächste. Die verschwinden ja nicht von der Welt. Aber das Riesenrad ist vielleicht nicht mehr dort, wenn ich das nächste Mal auf Sylt bin.
Ich rege mich nicht mehr so schnell auf. Weder zu Hause, noch im Büro, noch im Supermarkt. Früher hätte ich nach einem Einkauf im Drogeriemarkt oder nach einem missglückten Restaurantbesucht höchst in Rage eine ganze Novelle schreiben können. Habe ich aber nicht, sondern alles, was mich genervt hat, zu Hause ausgek*tzt. Dann war mein Schatz auch noch „durch“ von meiner miesen Laune.
Heute schreibe ich lieber gelassen einen Blogartikel über die Lokale in Husum, in denen Hunde unerwünscht sind. Das hilft wenigstens Reisenden mit Fellfreunden, diese ungastlichen Stätten zu meiden. Sicher gibt es auch Hunde, die sich in Restaurants nicht so benehmen, wie man es sich wünscht, aber das liegt eigentlich eher an den Menschen. Aber ich schweife ab.
Und zwar oft und gerne. Wie viele Ü50 Blogs, die ich voller Freude lese. Die lassen sich in der Regel nicht festlegen auf eine bestimmte Markenpräsentation inklusive vollumfänglicher Lobhudelei. Die, die ich lese, trauen sich auch, die Seiten kritisch zu beleuchten und auch in den Kommentaren lieber mal nachzuhaken, als alles zu schlucken und abzunicken. Das ist für mich ein Unterschied zu den Bloggern anderer Altersklassen – man geht den Dingen mehr auf den Grund. Es geht zum Beispiel nicht mehr um feine Cremetöpfchen mit etwas Glitzer am Deckel, Troddelohrringen aus Fernost (das wollte ich erst streichen, weil die es jetzt auch an unburleske Ü50 Ohrläppchen geschafft haben) oder einen rosa Teddymantel, der gerade mal wieder Trend ist. Es geht um erwachsene Inhalte, im besten Fall unterhaltsam verpackt.
Geld verdienen mit dem Blog
Das leidige Thema Reklame – wieso machen es sich einige Blogschreiber eigentlich so schwer? Was ist das Problem der Kennzeichnung für Marken, PR-Samples, bezahlte Artikel, Hotelaufenthalte, Reisen oder Einladungen? Es ist ein Nebenjob und man bekommt etwas zurück für die investierte Zeit und den Einsatz, den man mit ansprechenden Fotos und sorgfältigen Texten hat.
Und wenn für etwas geworben wird, dann möchte ich das ganz zu Anfang wissen. Und zwar an dem Tag der Veröffentlichung. Manche „vergessen“ das einfach und tragen es erst nach, wenn der Folgebeitrag online geht. Manche finden es ganz fürchterlich, Werbung zu machen, tun es aber jeden Tag, wollen es nur nicht wahrhaben. Mich befremden dieses Auswüchse – ich bin für eine Kommunikation auf gleicher Augenhöhe. Mit meinen Lesern und auch mit den Kooperationspartnern. Das musste ich auch erst lernen – hat vielleicht sogar länger gedauert, als bei den Ü20 oder Ü30 Mädels.
Der Kuchen ist groß genug für alle
Was die Ü50 Blogger noch von den anderen unterscheidet: Die meisten haben auch einen Brotjob und der Blog ist Hobby und Nebenverdienst, wie bei mir. Die Ü50 Blogger, deren Blog ihr Lebensinhalt ist, haben mir zu wenig zu sagen. Das sind für mich oft „Kaufhausblogs“, die von den Kooperationen leben müssen. Geld verdienen als Nische. Heute Schminke, morgen Geschirr, ein Hubschrauberrundflug, ein grüner Schuhschrank. Nächste Woche eine sinnlose Versicherung danach Reklame für einen Klostein und magnetische Gläser und eine Klamottenkollektion. Man preist sie an als „echt coole Fashion“ die „totale Ähnlichkeit mit Marke XYZ“ hat, aber für ganz kleines Geld im Container aus Bangladesh kommt. Kann man alles machen, muss ich ja nicht lesen, das machen ja genug andere.
Da lese ich lieber die Vollzeitblogger zwischen 20 und 30, die alles aus eigener Kraft reißen und die Welt erkunden und was zu sagen haben, auch jenseits der Werbebotschaften.
Aber was macht nun DEN Ü50 Blog aus?
Ehrlich gesagt, große Unterschiede sind für mich nicht auszumachen.
Fashion: Finde ich als Thema grundsätzlich alterslos. Ich halte mich nämlich nicht an bestimmte Ü50 Modediktate, die im Netz kursieren und bekomme einige Inspirationen von jungen Bloggerinnen.
Beauty: Vielleicht geht es im Beautybereich mehr um wirkungsvolle Inhaltsstoffe für die veränderte Hautbeschaffenheit und man fahndet nach einem Make-Up, das nicht ganz so schnell in die Falten kriecht. In jungen Jahren macht man sich doch um spätere Altersflecken keinerlei Gedanken.
Lifestyle: Auch wenn die Wechseljahre nicht gerade ein top Lifestyle-Thema sind, begrüße ich sehr, dass inzwischen sehr offen damit umgegangen wird. Es war ja lange genug ein Flüsterthema. Jetzt können die Jüngeren schon mal aus erster Hand lesen, was auf sie zukommt.
Und sonst? Sind wir alle mehr oder weniger vernetzt und einfach Teil des Universums. Mit oder ohne Altersangabe!
Eine Bloggerin äußerte mal: Sie hätte an allen Ü50 Blogs etwas auszusetzen, also wolle sie selber einen schreiben. Ein hoher Anspruch, aber auch ein einsamer! Ich habe seit fast einem Jahr nichts mehr von ihr gehört, werde das Fettnäpfchen aber auslassen. Die Namen und Links spare ich mir für den nächsten Beitrag auf.
Heute habe ich mich einmal mehr mit Ines zusammengetan, die ihr Alter angenehm selten thematisiert. Da vergesse ich die 10 Jahre Unterschied zwischen ihr und mir ganz schnell. Ines ist viel strukturierter als ich und schreibt auch so ihre Artikel. Als Imageberaterin kennt sie sich mit Typen und Styles aus und bloggt hilfreich und auf den Punkt ohne viel Geschwaller. Ich bin sehr auf ihren heutigen Artikel gespannt, denn wir haben vorher unsere Texte nicht ausgetauscht. Ihren Beitrag findest Du hier: