Reklame: Jetzt wurde gespritzt
Es gab am 12.12.2017 von mir einen ziemlich langen Text über mein Leben. Und über Leichen in meinem Leben und über Spritzen und Hyaluronsäurefiller. In den Kommentatoren zum Artikel äußerten sich einige sehr explizit zum Thema Faltenunterspritzung und manche glaubten zu wissen, dass es bei mir nun auch so weit wäre.
Nein, falsch geraten! Das ist nicht der Fall. Trotzdem geht es heute um Spritzen und Unterspritzungen von Falten. Denn ich war Gast bei einer Weiterbildungsveranstaltung für Anwender im Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg.
Die Firma Teoxane stellt nicht nur verschiedene hochwirksame Filler her (über das Produkt PERIOSYAL FILL habe ich in meinem Zahntaschenbeitrag mit Prof. Liebaug schon berichtet) oder wirkungsvolle Cosmeceuticals, sondern die Firma bietet auch in jedem Jahr ein straffes Fortbildungsprogramm für Anwender an.
Zu einer solchen Lehrveranstaltung war ich eingeladen und kam einen ganzen Tag lang aus dem Staunen nicht heraus.
Ich hatte die Chance, einmal live dabei zu sein und 16 Ärzten und Heilpraktikern bei ihrer Arbeit in einem praktischen Kurs über die Schultern zu schauen.
Aber der Reihe nach und wie schon beim letzten Mal meine ernstgemeinte Warnung vorab:
Wenn Du zart besaitet bist und Dir schon schlecht wird, wenn Du auf der Straße einen überfahrenen Igel siehst, dann lies hier heute bitte nicht weiter.
Diese sehr speziellen Fortbildungsveranstaltungen sind bei den Behandlern sehr beliebt und auch immer extrem schnell ausgebucht. Die Teilnehmer wissen vorab ganz genau, was sie erwartet. Die Koryphäen auf dem jeweiligen Gebiet geben Wissen und ihre Erfahrungen weiter. Sie beschreiben oft ganz neue Methoden und im günstigsten Fall werden diese auch gleich vorgeführt und die Teilnehmer können es auch ausprobieren. Also kurz gesagt: Sie lernen für ihren Berufsalltag. Zum Wohle der Patienten.
Es begann im Hörsaal der Anatomie
Herr Dr. Wolfgang Redka-Swoboda referierte über bestimmte Details der Gesichtsanatomie. Es ging um die Haut und ihren Alterungsprozess, um die Lage von Fettkompartimenten, Knochenpunkten, Muskeln und Bändern sowie um Nerven- und Gefäßverläufe.
Illustriert wurden seine Ausführungen teilweise mit Fotos von Probanden, bei denen es um die Anwendung von Hyaluronsäurefillern ging oder mit Fotos von Leichen, wenn es um anatomische Beispiele ging und Gesichtsareale unter der Haut gezeigt wurden.
Ich guckte interessiert hin. Mein Magen muckte nicht und ich bereitete mich innerlich schon mal darauf vor, was ich im Präpariersaal zu sehen bekommen würde. In der Einladung hatte ich etwas von Humanpräparaten gelesen und davon, dass jedem Teilnehmer eine Gesichtshälfte zur Verfügung stehen würde. Kannst Du Dir darunter etwas vorstellen?
Ja? Schön für Dich, ich konnte es nicht, sondern bemühte die Google Bildersuche. Davon möchte ich Dir an dieser Stelle allerdings dringend abraten. Das ist echt nichts für schwache Nerven. Selbst für meine starken war es harter Tobak.
Am Eingang des Saals bekamen wir grüne Kittel (ich habe alles an Aberglauben und innerlichem Gemotze über Bord geworfen und schlüpfte wie alle hinein), ein Namensschild und Handschuhe und dann ging es wirklich los.
Die Arbeit des Referenten Dr. Wolfgang Redka-Swoboda wurde während der Veranstaltung von einem Kameramann gefilmt und auf 4 große Monitore gestreamt, die für die anderen Beteiligten von ihren Arbeitstischen aus sehr gut einzusehen waren.
Zum Spritzen verschiedener und teilweise extrem schwieriger Areale des Gesichts wurde speziell für diese Fortbildung eingefärbte Hyaluronsäure benutzt, damit das Ergebnis nach der Anwendung genau verfolgt werden kann. Die rote Flüssigkeit wurde zum Beispiel in die Region der Glabella injiziert und danach wurde dieses Areal präpariert.
Also: Skalpell ansetzen, einen geschwungenen Schnitt wagen, Haut wegklappen und schauen, ob das Hyaluron-Depot genau an der Stelle zu finden ist, wo es hingehört um die Zornesfalte zwischen den Augenbrauen etwas aufzupolstern.
Die Ärzte hatten alle Anatomiekurse während ihres Studiums – ich nur ein paar Vorlesungen und Kurse in Veterinäranatomie, davon erzähle ich ja schon. Das hier war für mich doch nochmal eine andere Hausnummer. 9 Köpfe lagen für diesen lehrreichen Tag auf den Seziertischen bereit.
Köpfe von Körperspendern, die zu Lebzeiten beschlossen haben, nach ihrem Tod der Bildung und Wissenschaft zur Verfügung zu stehen. Auch für unsere Schönheit!
Ich musste sofort an meine Mutter denken. Sie hat auch so einen Vertrag in der Tasche. Stirbt sie, kommt ihre Leiche an die Universität in Greifswald. Ich finde ihre Entscheidung gut. Habe ja hier im Blog schon mehrfach betont, dass ich von meinen gottlosen Eltern zu meinem Glück auch ohne Religion erzogen wurde. Das Theater mit Himmel, Hölle und geweihter Erde gibt es am Ende auch für mich also auch nicht. Was mit meiner Mutter in Greifswald passiert, werden wir nicht erfahren.
Einige der Köpfe hier im Lehrgang haben vorher schon angehenden Zahnärzten geholfen zu lernen, wie man Implantate setzt. Das finde ich großartig, wie soll man das sonst ausprobieren? An mir haben ja auch schon 2 Zahnärzte geübt, bis ich endlich zu einem kam der es konnte!
Übrigens: die Köpfe wurden am Ende des Tages wieder zu den Körpern gelegt. Das ist in Deutschland alles gesetzlich geregelt und läuft zuverlässig streng auch so ab. Zwei Mitarbeiter aus der Anatomie und eine Ärztin aus Hamburg waren den ganzen Tag mit im Saal, standen und für Fragen und detaillierte Erklärungen zur Verfügung und halfen auch mit, wenn manch eine an der Spritze begnadete Hand etwas zögerlich war, als es um das Ansetzen des Skalpells ging.
Ich habe an jedem Tisch zugesehen und dabei eine unerwartet praxisnahe Lehrstunde in Gesichtsanatomie bekommen.
Bei anderen von Teoxane veranstalteten Anwendertagen in Berlin und München sah ich zu, wie live Probanden mit Hyaluronsäurefillern behandelt wurden und konnte die VORHER / NACHHER Vergleiche direkt vor meiner Nase bestaunen – hier ging es mit der Präparierung der Leichen noch einen Schritt weiter. Ich konnte auch sehen, wo die Filler eigentlich hingespritzt werden, damit sie unsere Gesichter auf Wunsch sanft verändern.
Die Ärzte und Heilpraktiker haben sich im Anschluß (wir waren abends nämlich noch alle zusammen chic dinieren) allesamt sehr lobend über diesem lehrreichen Tag geäußert und besonders über die Möglichkeit, an echten Köpfen zu arbeiten. Denn das sei kein Vergleich zu Übungen an Dummis oder Tierleichen.
Irgendwann während des Kurses fiel der Blick von Dr. Redka-Swoboda auf mein Namensschild und er rezitierte die erste Strophe des Fontane Gedichtes „Herr von Ribbeck zu Ribbeck im Havelland“ und dann stoppte er und sagte: „Ach SIE sind die Bloggerin!“ Und ich war stolz, dass ich beim Anblick der Köpfe nicht kittelgrün wurde und nicht aus den Latschen gekippt war. Unterschwellig hatte ich morgens nämlich doch etwas Angst davor. Es war ja anatomisches Neuland für mich.
Auf der Autofahrt zur Uniklinik hatte ich mir eingeredet, dass ich versuchen möchte, es in meinem Kopf irgendwie sachlich zu trennen. Also meine Gefühle für Tote und den Nutzen dieser Veranstaltung. Auch bei den Anwendern kam die Frage nach der Herkunft der Köpfe auf. Der Chef der Anatomie, Herr Dr. Uwe Wehrenberg, berichtete von der Möglichkeit der Körperspende.
Eine Ärztin frage weiter, wer denn so etwas macht. Da konnte ich allen von meiner Mutter und ihrem Mann (der ist schon tot und in Greifswald) erzählen und auch davon, wie den Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen wird. Es gibt an der Uni Greifswald zum Beispiel auch eine Trauerstunde, in der die Namen der Körperspender verlesen werden. Wenn man das nicht möchte, natürlich nicht. Die Spender auf unseren Tischen hatten Nummern, sie blieben für uns namenlos. Die Teilnehmer der Veranstaltung haben manchmal Fotos von ihrer Arbeit gemacht. Als Hilfe vielleicht oder als Erinnerungsstütze. Zum Beispiel als sie die Blutgefäße an der Tränenrinne präpariert haben.
Es war uns gestattet, diese Fotos zu machen, obwohl im Universitätsbetrieb für die Studenten absolutes Fotoverbot herrscht. Und natürlich ist es für die Teilnehmer und für mich auch verboten, diese Fotos irgendwo zu veröffentlichen. Der versteht sich eigentlich von selbst.
Die Gerippchen um mich herum standen schweigend in einer Saalecke – die sehen ja in jedem Anatomiesaal gleich aus. Die durften wir also fotografieren!
Was ich von diesem Tag mitnahm ist, dass ich nun in einer sehr komfortablen Situation bin:
Wenn ich nämlich meinen Fillerwunsch wahr werden lasse, dann weiß ich jetzt, an wen ich mich völlig vertrauensvoll wenden kann. Und für interessierte Leser habe ich einen Rat: Wenn Ihr wisst, bei wem Ihr Euch eine Unterspritzung gönnt, schaut Euch ruhig mal in der Praxis um, vielleicht hängt das Zertifikat einer solchen Fortbildung an der Wand. Ich würde es als vertrauensbildende Maßnahme zu schätzen wissen.
Danke an Teoxane für diese sehr spezielle Einladung! Danke, dass bis zur Mittagspause keiner wusste, dass ich „nur Blogger“ bin. Das machte mir alles leichter. Ein Hamburger Chirurg hielt mich nämlich für eine Heilpraktikerin, ich habe ihm aber längst verziehen 😉
Wenn Du mehr zu diesem Thema lesen möchtest:
Auf dem Blog von Michaela findest Du ganz aktuell
einen persönlichen Erfahrungsbericht
über ihre Faltenunterspritzung.