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Paris – nicht nur zum Vergnügen

REKLAME für eine Schule – Sprachcaffe

Seit mich einmal so etwas wie ein Blitz traf, liebe ich Frankreich. Das mit dem Blitz war schon 1969 und ich begann, in meinem Kopf französische Wörter zu sammeln. In der 6. Klasse musste ich mich entscheiden, ob ich englisch oder französisch lernen möchte. Beides zusammen war nicht möglich, in der Polytechnischen Oberschule in Stralsund, denn die beiden Fächer wurden nur zeitgleich angeboten. Ich habe mich für die französische Sprache entschieden, hatte aber ein paar Probleme. Ehrgeizig war ich noch nie. Gelernt habe ich auch nicht gerne, ich war gewohnt, dass mir alles zufliegt. Ausserdem wusste ich, dass ich niemals nach Frankreich reisen kann. Oder bestenfalls im Rentenalter mal einen Antrag stellen darf, für eine NSW-Reise. NSW hieß Nicht-Sozialistisches-Weltsystem. Also eine Illusion.
Außerdem hatte ich eine doofe Lehrerin. Mit dem Lehrer stand oder fiel meine schulische Leistung. Bei meiner Französischlehrerin, Frau Reuter, hatte ich auch Sport. Und in Sport war ich eine Niete, ausser es ging um Drei-, Weit-, Hoch- oder Bocksprung. Erschwerend kam hinzu, dass ihr werter Gatte an der Schule Sport unterrichtete, an der auch meine Mutter arbeitete. Auch als Sportlehrerin übrigens. Sobald ich in der Schule Dummheiten anstellte, petzte Frau Reuter es ihrem Mann, der erzählte es meiner Mutter und die bescherte mir ein blaues Wunder. Es dauerte damals nicht lange, bis ich nicht nur die Lehrerin, sondern auch die Französischstunden doof fand. Die waren oft in der 0. Stunde. Also kurz nach Mitternacht. Unsere Schule war so überfüllt, dass die Klassenräume auch zu so unmöglichen Zeiten belegt wurden. Natürlich habe ich auch regelmäßig verpennt.
Ich sammelt aber immer weiter Wörter in meinem Kopf, denn ich hörte viel französische Musik und träumte von Paris.
1980 traf ich das erste Mal Franzosen – die redeten jedoch deutsch mit mir. Adieu letztes Fetzchen Fleiß. Denn faul bin ich auch noch! Sonst hätte ich ja alle dieses Ausreden nicht gelten lassen, sondern spätestens 1990, nach meinem ersten Besuch in Paris, einen Französischkurs belegt.
Habe ich aber nicht. Es ging ja auch so! Die französischen Freunde konnten immer besser deutsch und ich radebreche mich seit Jahrzehnten so durch. Und komme klar. Nur wenn mich Deutsche hören, die die andere Sprache wirklich beherrschen, ist mir das meist peinlich. Aber meine Faulheit siegte immer. Bis…jetzt!
Bis ich jetzt eine Einladung nach Paris zu einem Französischkurs bekam. Das Sprachcaffe aus Frankfurt bietet neuerdings nämlich auch spezielle Kurse für Leute über 50 an. Vormittags strammer Stundenplan. Nachmittags Pariser Kultur. Da musste ich nicht lange überlegen und sagte zu.
Was für eine geniale Kooperation. Was für eine geniale Mischung. Vormittags lernen und nachmittags das Gelernte gleich in der Praxis umsetzen. Das bringt Spaß und mich richtig weiter. Von Grammatik hatte ich nämlich nicht viel Ahnung. Das ändere ich gerade und bin ein bißchen stolz auf mich. Hoffentlich hält mein Eifer etwas an! Dann könnte ich sogar über einen nächsten Kurs nachdenken.
Heute geht es aber nicht weiter um Grammatik, sondern um mein tolles Nachmittagsprogramm. Ich erzähle Dir einfach von meiner knallvollen Woche und nehme Dich mit durch Paris!

Ich gehe zur Schule

Um 9:00 Uhr geht es los, um 13:00 Uhr ist Schluß. Montag war ich am Nachmittag erstmal in den Galeries Lafayette – das Kaufhaus ist ja schließlich auch ein Kulturgut! War kurz auf der Dachterrasse, aber dann regnete es. Also bin ich bis zur Madeleine gefahren und habe für St. Rita eine Kerze angezündet. Sowas schadet nie.
Abends war ich mit meiner Pariser Freundin zum Essen verabredet, allerdings dachte ich erst beim Dessert an ein Foto. Et voila: une île flottante. Eine schwimmende Insel aus Eierschnee, mit etwas Karamelsauce und gerösteten Mandelscheibchen. Nix low carb, nix vegan – aber lecker und äußerst dekorativ.
Am Dienstag ging es gleich nach der Schule ins MUSÉE DES ART DÉCORATIFS zu der vielgepriesenen Ausstellung von Christian Dior. Noch bis zum 07.01.2018 kann man die Werke unter der Überschrift: „Couturier der Träume“ bestaunen. Ich möchte eigentlich einen extra Blogbeitrag darüber schreiben. Hoffentlich finde ich Zeit dazu. Es liegt nämlich noch einiges auf Halde.
Einer der Pariser Freunde war schon dort und hatte mir im Vorfeld gesagt, dass es viel zu sehen gibt und ich mindestens 2 Stunden einplanen soll. Aber mit dieser Üppigkeit an Exponaten hatte ich dann doch nicht gerechnet. Ich wollte schon im August mit Ela und den anderen hingehen. Nur schreckte uns die Schlange am Einlass ab. Wenn man aber vorher im Netz seine Karte bucht, geht es ganz fix. Ich habe nur 7 min gewartet. Anschließend bin ich schnurstracks nach Hause geschwebt. Mein Kopf war so voll. Ich habe von Dior immer mal etwas gesehen. Hätte irgendwann auch gerne eine Lady Dior Tasche. Aber die vielen wunderbaren Roben (auch aus den 50er und 60er Jahren) haben mich einfach schwer beeindruckt. Ich wollte an diesem Tag keine anderen Eindrücke mehr. Und vor allem wollte keine mittelmäßig gekleideten Touristen mehr sehen!
Am nächsten Tag habe ich in der ersten Schulpause einen Friseurtermin verabredet. Als der Chef merkte, dass ich ins Stottern komme, wollte er lieber englisch mit mir sprechen. Aber ich sagte ihm, dass ich gerade einen Französischkurs nebenan besuche und er bitte etwas Geduld mit mir haben möchte. Hatte er – und ich bekam einen Termin um 14:00 Uhr. Und ja, ich habe alles richtig erklärt und sehe jetzt wieder wunschgemäß gut aus. Die nicht so prallen Bewertungen des Salons habe ich erst nach meinem Besuch gelesen. Ich bin jedenfalls höchst zufrieden! Mittwoch war also Tag der Haarkultur.
Danach bin ich über die Station TROCADÉRO nach Hause gefahren und weil die Sonne noch so schön schien, habe ich mich umgezogen und bin zum Place de l’Etoile marschiert, um am Triumpfbogen noch  Outfitfotos zu schiessen.
Donnerstag war mein Kopf voller Passé Composé und Imparfait und ich fuhr nach der Schule zum Palais Royal. Setzte mich in der Sonne auf eine der Daniel Buren Säulen und verspeiste mein Pausenbrot. Bevor ich ging, frage ich eine Dame, ob sie bitte ein Foto von mir machen würde. Sie nahm mein iPhone und drückte einmal auf den Button. Als sie mir das Handy wieder gab, hatte sie 172 Fotos gemacht. Ein perfektes Daumenkino. Inklusive Gang zur Säule und wieder zurück.

Um 14:00 Uhr war dann das Zeitfenster zum Eintritt in den Louvre. Im Vorfeld überlegte ich mir schon, was ich unbedingt sehen möchte: die ägyptische Sammlung, französische Skulpturen und die italienischen Meister. Das war auch ein recht straffes Programm, aber ganz gut machbar. Zwischendurch habe ich immer leicht sehnsüchtig nach draussen geschaut, denn das Wetter wurde immer besser. Weil ich den Sommer so liebe und mich so schwer davon verabschieden kann, setzte ich mich anschließend in den Tuilerien auf eine Bank und knipste mein Hörbuch an.

Am Freitag hatte ich den Nachmittag FREI. Also war ich bei Hermes im Stammhaus, weil es dort auch eine neue Ausstellung gibt. Anschließend bei Chanel in der Rue de Rivoli. Aber nur gucken. Nix anfassen und schon gar nicht einkaufen. So einen dekorativen Glitzer-Hocker kann man sich ja auch selbst mit Alufolie verzieren 😉

Eigentlich wollte dann zu meinem Bus, der vor dem Maxim’s abfährt, um zu Hause mal brav einen Blogbeitrag zu schreiben. Aber dann kam ein Bus, an dem PANTHÉON stand. Darüber hatten wir gerade in der Schule gesprochen, also stieg ich ein. Allerdings verschiebe ich den Besuch in dem Bauwerk doch lieber auf nächste Woche. Die Führung (inklusive Aufstieg und Ausblick) war schon gestartet und ich hätte 50 min warten müssen. Dazu hatte ich keine Lust.

Ich lief einfach ein Stück zurück zum Jardin du Luxembourg und tat, was viele Pariser an diesem warmen Freitagnachmittag taten: man sucht sich einen Stuhl in der Sonne und entledigt sich Teilen seiner Bekleidung. Also gesitteter als im Englischen Garten in München oder im Berliner Tiergarten. Ich meine Schuhe, Socken, Pullover und Jacken. Ich saß auch bald barfuß und in ärmelloser Schluppenbluse dort.

Telefonierte mit Deutschland und ließ die Zeit vergehen. Erst nach 18:00 Uhr machte ich mich auf den Rückweg. Stieg dann aber doch auf den Champs Élysées nochmal aus der Metro. Habe mich erst bei SEPHORA und dann bei GUERLAIN umgesehen. Letzteres Haus hat absolut den besseren Service!

Irgendwie hatte ich noch immer nicht genug und bin dann noch die Strasse noch hochgelatscht, bis zum Triumpfbogen. Der Himmel war fast wolkenlos, die Sonne sank und die blaue Stunde war da. Also: geschaut, gestaunt, geknipst und alles gleich bei Instagram veröffentlicht.


Und ich bin zeitig ins Bett gegangen, denn für Samstag war ein Tagesausflug nach Versailles geplant. Da sollte man möglichst früh hinfahren. Um 9:00 Uhr öffen sich die Tore für die Besucher. Und je später man ankommt, umso länger wird die Schlange. Von Versailles erzähle ich auch ein anderes Mal, das wird sonst heute echt zu lang. Nur soviel: ein Tagesticket ist auf jeden Fall eine gute Idee. Eigentlich sollte es auch Wochentickets geben. Am besten gleich mit Übernachtung. Platz haben die da ja genug 😉 Es war einfach alles nur unglaublich schön.

Und nächste Woche geht es weiter. Mit dem Unterricht und mit meinem Aktivprogramm am Nachmittag. Du darfst Dich auf jeden Fall auf einen zweiten Teil freuen. Ausserdem startet die Fashionweek. Da ist noch nichts klar, aber ich werde versuchen, irgendetwas aufzuschnappen!

Danke an das Sprachcaffe für diese großartige Zusammenarbeit, bei der mein Kopf und mein Herz sehr viel Freude haben.

Und liebe Grüße aus Paris!

Bärbel