IST DIE LUFT REIN?

Wenn die Luft rein ist, ich meine so richtig rein, dann kommen die Flechten und lassen sich nieder. Gerne auf Holz, aber auch mal auf Elektroverteilerkastenkunststoff. Wenn dieser schön in der Sonne und in guter Luft zu finden ist, wie dieser hier in Nordfriesland:

ICH LIEBE FLECHTEN

Also ich liebe es, die anzugucken. Diese Liebe habe ich von meinem Großvater Fritz Ribbeck, der mir im Senftenberger Stadtpark Flechten zeigte. Er war Optikermeister und drückte mir schon im Vorschulalter eine Lupe in die Hand, damit ich die Feinheiten der Materie noch besser erkennen konnte. Die Schönheit von Flechten zeigt sich nämlich oft erst, wenn man genau hinguckt.

Viele Jahre später im begegnete ich Werner im Internet, der zu einem fernen Freund wurde und mit dem ich neben Altpapier auch Flechtenfotos austauschte. Man kann mit solchen Bildern auch ganz prima Filterspielereien veranstalten und dolle Effekte erzielen, aber heute bleibt es bei Natur pur – vorerst wenigstens!

Meine Lieblingsflechte auf dem heimischen Gartentorpfahl hat in den 6 Jahren in denen wir uns kennen, leider die Hälfte ihrer Flechten-Fläche eingebüßt. Ein Stück ging ein, nachdem es von einem Vogel beschissen wurde und somit war die Angriffsfläche für die rauhen Nordfriesenwinde gegeben, die ein Stück von ihr hinforttrugen. Grausame Naturgewalten. Zum Glück habe ich ihr Leben immer fotografisch dokumentiert und werde eines Tages wohl auch mal einen Flechtenbericht schreiben. Das ist dann aber nur etwas für spezielle Insider 🙂

PELZGEGNER UND PELZHÜTER

Einmal trug ich an einem kalten Wintertag meinen Pelzmantel durch den Blog und schwurbelte mich so halb entschuldigend durch den Text und in den Kommentaren waren einige erkennbar gespalten (Ela) und andere (Beate und Ines) sahen die Dinge sehr bodenständig vernünftig. Also nahm ich mir vor, auch über Naturmaterialien so zu schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist und hier nicht katzbuckelnd Entschuldigungen zu murmeln und im wahren Leben das Zeug ganz normal durch den Tag zu tragen. Ich habe einigen Schmuck aus Horn und auch ein paar Dinge aus Elfenbein. Bei meinen Großeltern standen neben einer großen Bärengruppe aus Bronze auch eine Reihe kleiner Elefanten in der Wohnstube. Wir Kinder durften damit spielen. Die Bären konnten wir nicht bewegen, aber die Elefanten büßten nach und nach Rüssel, Ohren, Schwänze oder Stoßzähne ein. War ja kein Spielzeug – eigentlich – aber bei den Großeltern durfte mal ja alles, ohne dass geschimpft wurde. Kohlen lagen auch im Zimmer herum. Obwohl die Wohnung ein Neubau war und es eine Fernheizung gab. Die Kohlen waren ganz besondere, sie waren lackiert und trugen meist irgendeine reißerische DDR Aufschrift. Meine Großeltern lebten nämlich in Seftenberg in der Niederlausitz, mitten im Braunkohleabbaugebiet. Die Kohlen hiesssen Briketts und mein Großvater bekam sie regelmäßig von seinen Kunden oder Kegelbrüdern geschenkt. Soweit der heutige Ausflug ins #DAMALSWARS

Ja, ich weiss, bei Elefantenstoßzähnen hört die Freundschaft auf. Oder doch erst bei Nashornpulver, Tigerhoden, Chinchilladecken oder gerösteten Mehlwürmern? Die Antwort von Chrissie kenne ich! Sie hat – ebenso wie Nina – kleine süße Chinchillas zu Hause und trägt auch sonst Dinge wie vegane Nagellacke, falsche Pelze und Hosen aus Poly. Sie ist da sehr strikt und zieht das durch. Wir mögen und trotzdem sehr 🙂

ELFENBEIN WIRD BIS HEUTE VERARBEITET

Die Geflügelfirma STEINWAY liefert gegen einen Aufpreis weiße Tasten aus CITES gesicherten Beständen. Das verwendete Elfenbein stammt aus Sammlungen von vor 1980.  In die USA darf man diese Flügel allerdings nicht einführen. Der Zoll entfernt die weissen Piano-Tasten und schickt dem Versender dann eine Rechnung über diesen „Service“. Da sind die knallhart, die Amis.

EDELWEISS AUS ELFENBEIN

Mein „neues“ Edelweiss ist auch aus Elfenbein, aber von wann es stammt, weiss ich nicht. Es lag auf einem nordfriesischen Flohmarkttisch in Schwabstedt. Eine Russin und ihre kleine Enkelin hatten lauter Raritäten auf dem Tapeziertisch vor sich ausgebreitet. Und zwischen all dem ollen Krempel Zierrat sah ich es. Ganz gilb und unscheinbar. Auf Trödelmärkten weiss ich immer ganz genau, wonach ich suche. Ich scanne alle Auslagen einmal mit meinem kritischen Kennerblick: irgendwas mit Ankern für meine jüngste Schwester oder mit Leuchttürmen für die andere. Nach Libellen oder Seepferdchen schaue ich für eine Freundin und für mich gucke ich nach hellem Bernstein oder eben nach den kleinen Alpenblümchen mit dem schönen Namen.

Es war ein breites, leicht abgeschabtes und schmuddliges schwarzes Samtband dabei. Aus Seide, nicht aus diesem Erdölsamt und mit einem wundersam nostalgischen Verschluss. Ich denke es ist alt. Richtig uralt und bestimmt auf total absonderlichen Wegen bis zu mir gekommen. Beate hat mal ein ähnliches Schmuckstück gezeigt und seit dem wünsche ich mir auch so eines. Nicht nur zum Oktoberfest!

Die Flohmarktverkäuferin rief für dieses Schätzchen einen Euro auf, da habe nicht mehr lange mit ihr gehandelt, sondern mir mein Grinsen verkniffen. Den Euro über den Tisch gereicht und das Blümchen fix in die Hosentasche gesteckt, bevor sie es sich anders überlegt. Die sagte noch, dass es aus Elefantenzahn wäre, aber das hatte ich längst gefühlt. Warm, glatt und organisch – und jetzt meins.

Getragen habe ich es noch nicht, ich brauche erst noch ein neues Bändchen. Gerne wieder Samt, zur Not auch Leder. Es gibt eine schöne „Perlenbar“ in Berlin, dort werde ich mal suchen.