SYLT einmal links liegen lassen

Kann ein einziger Tag wie eine Woche Urlaub sein? Ja, er kann, wenn Du auf Rømø bist! Ich bin frisch verliebt – in eine Insel! Mein Glück hat einen neuen Name Rømø. Vielleicht ist es ja nicht sehr schlau von mir, das hier zu verraten. Kennt Ihr diesen Spruch von Wolfgang O. Steinhardt aus seinem Buch ÜBERALL WO ES SCHÖN IST? Es beginnt mit dem Satz:

Überall wo es schön ist sind schon Menschen oder es ist zu teuer

 

Ja, hier sind natürlich auch schon Menschen, aber nicht zu viele und teuer ist ja immer sehr relativ. Wenn ich an die Preise für den Sylt Shuttle denke und an die Geduld, die man an einem sonnigen Samstagmorgen in Niebüll aufbringen müsste, dann fahre ich zukünftig lieber wieder 70 km weiter und gleich durch bis an den Strand. Ohne Schrankenwärter und Eintritt und ohne eingezeichnete Wege, Zäune und Parkgebühren. Und ein großes Eis im Cafe Midtpunkt kostet 31 Kronen. Die riesige Waffel ist frisch gebackenen und echt lecker. Kein Wunder, das in dem Cafe großer Andrang herrscht.

Es hat mich sehr überraschend getroffen, weil ich vorher nichts über Rømø wusste. Ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer, was mich erwartet. Manchmal bin ich echt ignorant. Schatzi lag mir schon seit Jahren in den Ohren mit diesem „Laß uns doch mal nach Dänemark fahren…“ Ich hatte nie Lust dazu, denn ich war 2010 im Mai mal da – in Aalborg. Und es war so, dass ich eigentlich genug davon hatte. Aber es war ja nur eine Stadt, ein Hotel, ein Hotelrestaurant und ein Baumarkt. Dort kaufte ich dann die teuersten Rosen meines Lebens und auch die häßlichsten. Warum sollte ich mich freiwillig wieder in dieses Land begeben? Es gibt einfach zuviel Orte, die ich lieber sehen möchte.


Ich wachte Samstag früh auf und wollte ans Meer. Nicht ans Watt bei Husum, sondern am liebsten wollte ich meinen Körper in die Wellen tauchen. Also Sylt! Mit dem üblichen Aufwand. Vielleicht mit dem Auto über Niebüll auf den Autozug oder doch lieber in Husum in die Nord-Ostsee-Bahn steigen?

Und dann kam wieder der Spruch: „Wollen wir mal nach Dänemark? Da kann man mit dem Auto bis an den Strand fahren. Und ich habe noch mehr als 300 Kronen…“ Es war noch früh am Morgen, ich hatte keine Lust auf Diskussionen und sagte einfach mal: „Ja…“ und fragte noch nach dem Umrechnungskurs, weil ich wissen wollte, ob ich Klappstullen schmieren muss oder ob wir uns davon ein oder zwei Mittagessen leisten könnten.


Bis Niebüll kannte ich die Strecke, es war wenig Verkehr und viel Sonne. Wir liessen Sylt links liegen und düsten weiter nordwärts. An der Grenze war kein Grenzmensch zu sehen und 40 km später standen wir mit dem Auto am Strand und mit den Füßen im Sand. Unglaublich! Unfassbar! …und ich plötzlich wahnsinnig happy!


Der Strand Lakolk ist noch größer als der in Sankt Peter Ording und genau so fest und platt und wunderbar. Ein paar Autos standen herum, die Menschen saßen oder lagen daneben. Alles ist dort sehr gesittet und alles sehr frei. Es gibt einen Rettungsschwimmerposten, einen HotDog Stand, saubere Toiletten, einen Abschnitt für die Surfer und Kiter. Und sonst nur Weite und Wellen und Sylt war im Süden zu sehen. Aber es fehlte mir nicht.
Als wir zum Mittagessen nach Havneby ins Fischrestaurant Holmes fuhren, dachte ich allerdings schon, dass es meine Scholle bei uns auf Sylt oder in Husum besser gehabt hätte. Für 13,50 € kam sie aus der Fritteuse und lag auf einem Haufen Pommes. *huch* Die erste und hoffentlich letzte frittierte Flunder meines Lebens. Ja, man konnte sie essen und ich habe sowieso fast immer etwas zu mäkeln, wenn es um mein Futter geht. Es gab auch andere Fischsachen, diese Pleite lag eindeutig an meiner Auswahl. Das soll ich hier dazuschreiben, ich bekam gerade die Anweisung von jemandem, der mit dem Fischbuffet (23 €) das weitaus bessere Los gezogen hatte. Man kann dort übrigens auch überall mit Euro bezahlen. Für so einen Tagesausflug sind Kronen nicht nötig.


Also – das ist der einzige Kritikpunkt des Tages. Und vielleicht, dass wir heute das Auto aussaugen mussten, denn wir wollten darin keine Sandkiste anlegen. Den äußeren feinen Film hat der sonntägliche Regen schon abgewaschen. Sicher ist es nicht super gut für den Autolack, wenn ihn der Nordseewind täglich sandstrahlen würde, aber 1x in jedem Sommermonat sollte das Auto das aushalten. Oder es wird ausgetauscht! Von dem Öko-Aspekt „Auto am Strand“ rede ich nicht. Rede ich im Blog ja nie. Man kann auch bis zum Wasser laufen oder das Rad nehmen (der sandige Untergrund ist schön fest) oder das Motorrad oder gar sein Pferd. Wir haben eine Reitergruppe gesehen, allerdings nur in der Ferne, sonst gäbe es hier jede Menge romantischer Fotos von wehenden Mähnen am Meeressaum.

Ich hatte meine Latzhose an, weil ich auf Ledersitzen nicht gerne mit nackten Schenkeln hocke. Und wir haben mit mir in der Hose auch Fotos gemacht, denn auf Rømø kennt mich keiner (die Insassen der drei Autos mit Berliner Kennzeichen habe ich mir nicht so genau angesehen) und ausserdem sind diese Büxen ja mal wieder schwer angesagt. Dann zeige ich Euch, dass ich auch welche – alte natürlich – habe. Ich möchte damit nicht in Berlin herumlaufen, dazu sind sie zu unförmig. Die neuen Modelle sind schon figurfreundlicher geschnitten als die Levi’s „Malerhosen“ der 90er. Aber in der Freizeit? Warum nicht! Und so sind sie im Haus in Nordfriesland stationiert. Die Hosen wurden übrigens nicht gebügelt, die kommen immer so glatt aus dem Wäschetrockner.

Und meine Bluse ist eine Hightech-Faser vom Sportartikelhersteller ANZONI. Ich habe sie mal bei Karstadt Sport in der Wanderecke für einen Fastenwanderurlaub gekauft. Das ist auch schon sicher 7 Jahre her. Sie verliert weder Farbe noch Form. Ist 30 Minuten nach der Wäsche trocken, muss nicht gebügelt werden, knauscht nicht und ich schwitze darin nicht, weil die Nässe sofort an die Stoffoberfläche transportiert wird und dort verdunstet. Also kluges Poly auf meiner Haut und der Bluse sieht man die Kunstfaser auch nicht gleich auf den ersten Blick an.


Ansonsten bin ich auf der Insel mit einer abgeschnittenen 501er Jeans herumgelaufen. Mehr Bilder von Rømø und mir folgen in den nächsten Tagen – also eigentlich schon morgen! Meine Beine haben auf LSF verzichtet, Arme und Gesicht natürlich nicht. Und am Strand war ich im Bikini unterwegs. Ins Wasser ging’s nur mit einer Badehose. But – no pics please =)

 Bluse ANZONI
Latzhose LEVI’S
Brillen RAY BAN