seit ende mai 2010 ist sie mein ein für alles. mein begleiter ins büro und auf reisen. sie kam mit, wenn ich zu freunden ging, um ihnen zu arbeiten oder ihnen zu helfen. wollte ich meiner familie etwas zeigen, so war sie auch stets zeigefreudig dabei. meine neue freundin gehörte einfach zu mir, ich gewöhnte mich sehr schnell an sie! als mein externes hirnschmalz, als mein speicher für alle wichtigen ereignisse und begegnungen. sie weiß einfach alles von mir und so wurde sie ein teil meines lebens. ein recht großer teil, denn die hat ein großes herz! sie heisst LaCie und ist 320 GB groß und sie rockt – ach nein, es muss richtiger RUGGED heißen!
also: LaCie ist extrem gut gebautpolstert. die dame schützt sich mit einer aluminiumrüstung, deren muster mich an LV DAMIER erinnert und sie trägt aussenrum sehr stylisch ein gummipolster in H ORANGE. so etwas gefällt mir, ich erwähnte ja schon, dass ich immer nach gefühl einkaufe.
vom hersteller wird die LaCie angepriesen als eine extrem outdoortaugliche externe festplatte, eben weil sie so sicher geschützt gelagert sei. allerdings wird in nutzer-bewertungen im internet desöfteren von einer anschlußschwäche (sie soll ein problem mit dem hohlstecker haben) berichtet, aber das weiss ich erst seit ein paar tagen…und wen kümmern schon solche details, wenn es um das aussehen einer freundin geht? mich jedenfalls nicht.
nun passierte, was nie passieren durfte: die daten meines lebens – jedenfalls 274 GB von 320 möglichen – wurden gegrillt. von mir persönlich, ich kann niemandem die schuld geben, nicht mal LaCie. nein, das habe ich ganz alleine geschafft.
weil ich sie fast immer mit mir herumtrage, schleppte ich auch ihr kabel mit, quetschte es irgendwie in meine große volle tasche und es landete wohl unbemerkt etwas schweres auf dem stecker. als ich die platte zu hause an den PC anschliessen wollte, sah ich das schiefe teil, bog es flink und frech wieder gerade, steckte es in den mini USB anschluß von LaCie und *pffffffffffffffffffffffffffffffft* sie verreckte in genau diesem augenblick.
ich starrte ungläubig auf die fehlermedung auf dem monitor, berührte zart LaCie mit den fingerspitzen, aber in ihr rührte sich nichts mehr. auch ich blieb einen moment lang fassungs- und bewegunslos sitzen – und dann setzte mein internes hirn wieder ein und meine gedanken bewegten die hände und diese bewegten die maus und die finger hin zu einem google suchbegriff
DATENRETTUNG
sofort erkannte ich beruhigt, daß ich mich nicht wirklich sonderlich sorgen muss. es gibt jede menge profis, die sich auskennen, die wirklich fast alles retten können. KEIN PROBLEM ich müßte nur 600,00 – 1.000,00 € locker machen, den rettern die platte schicken und dann ganz entspannt abwarten und voller vertrauen darauf hoffen, dass mein geld gut angelegt ist. so der tenor bei den verschiedenen anbietern. mir war nicht sehr wohl bei dem gedanken.
mehr als drei stunden hockte ich vor dem PC: vergleich angebote, suchte nach weiteren profis in meiner nähe, hoffte irgendwie doch noch auf den einen, der nicht diese irren mondpreise verlangt…
…aber ich hoffte vergeblich. die preise bewegten sich alle, je nach festplattengröße, in ein und demselben level. der vorgang soll meist so easy ablaufen: man meldet per e-mail das problem, bekommt einen paketaufkleber für einen gratis versand oder ein bote kommt vorbei (die datenretter arbeiten 24/7) und holt ab, was geschrottet wurde. festplatten, interne wie externe, aber auch SC karten oder speichersticks. dann ist man sein problem erstmal los – aus den augen, aus dem sinn.
die retter begeben sich mit den defekten modul in einen sogenannten REINRAUM. manche internetanbieter für datenrettung zeigen auf ihren fotos dann gerne vollverhüllte mitarbeiter in OP-raumähnlichen örtlichkeiten – da wähnt man seine daten natürlich gleich gut aufgehoben!
in diesser besonderen atmosphäre wird das defekte teil dann geöffnet, der fehler wird gesucht, und der preisliche rahmen der wiederherstellung der daten kalkuliert. danach braucht man natürlich noch ein neues speichermedium für ein paar weitere euronen aus der portokasse und je nach nevenkostüm herztroppen oder riechsalz.
ich ging erstmal schlafen und schaute LaCie einfach nicht mehr an. am nächsten tag kam ich zu nix, denn ich suchte nach alternativen heilmethoden. und las mich sehr geduldig durch viele verschiedene bastlerforen und profitierte von den erfahrungen meiner vorgriller. nach dem ausschlussverfahren kreiste ich den fehler bei meiner platte ein und JAAAAA, plötzlich wusste ich theoretisch ganz genau, was ich mit meiner aktion LaCie eigentlich angetan hatte und wie ich sie auch ganz alleine wieder heilen könnte, wenn ich nur den mut dazu hätte.
der 1. lösungsweg klang so:
man besorgt sich eine absolut baugleiche festplatte, möglichst aus der gleichen charge, baut beide aus, tauscht sie und steckt oder lötet alles wieder zusammen. einen löter hätte ich wohl gefunden, aber die entwicklung im festplattensektor ist rasend schnell, eine wie meine fand ich im ganzen www. nicht mehr
2. möglichkeit:
die eigentliche platte wird aus dem gehäuse ausgebaut und anschliessend mit strom versorgt und dann mit einem PC verbunden und schon sollten die daten sichtbar und damit also auch kopierbar und letztendlich rettbar sein. na, wenn das nicht machbar klingt!
dazu benötigt man aber einen speziellen KIT, mit kabeln, anschlüssen und einer stromversorgung – allen dingen also, die normalerweise IN der lacie stecken. mein preisvergleich führte mich zu den amazonen und für weniger als 15 € kaufte ich erstmal ein und warte zappelig auf die lieferung. ich hatte glück und einen tollen verkäufer, das paket war schon am nächsten tag bei mir.
aber was nun? wie weiter? sollte ich es wagen? wäre danach der teure weg überhaupt noch möglich? wäre ich in der lage, das gerade angelesene wirklich in die praxis umzusetzen?
ich habe doch keine ahnung von der materie. also googlete ich erstmal mutig nach fotos der SETA und ATA anschlüsse, denn nicht mal dieses grundlagenwissen war bei mir vorhanden – ganz abgesehen davon, dass auch begriffe wie MASTER und SLAVE bei mir im leben sonst keine rolle spielen.
aber mein grober verlust spornte mich an, denn mir fehlte momentan ja ALLES digitale, was ich hatte. und wem jetzt das böse wort BACKUP ins hirn schiesst, vor dem verneige ich mich. ja – ich habe ein backup. natürlich in der wolke, von meinem iPad und meinem iPhone. aber das sind doch pille palle spielereien, hier geht es um viel mehr! doch auch von LaCie fand ich eine kopie. allerdings, wie das leben so spielt und wie die zeit so rennt, meine letzte kleine feine datensicherung war vom 22.10.2011. seit dem hat sich in meinem leben viel getan, von weiten reisen und tausenden fotos mal ganz abgesehen, denn die sind ja vielleicht sogar noch auf SD karten, DVD’s oder USB sticks zu finden, aber mein schlichter wunsch lautete:
ICH WILL ALLES WIEDER HABEN
und zwar wieder genau so, wie ich es immer hatte. wie ich es gewohnt bin, wie ich es mag! alles soll sein wie vor dem crash. ich habe auch unbehagen bei dem gedanken, meine platte einem begabten und fernbefreundeten hobby- bastler zu geben. es sind auf LaCie ja auch ein paar *hüstel* sensible daten zu finden und die möchte ich nicht gerne aus dem haus und aus der hand geben. höchstens im NOTFALL – ist der schon da? oder nur fast?
ich muss etwas tun! ich habe schon geheult und mich wieder beruhigt, versucht, LaCie zu ignorieren, aber es klappt nicht. immerzu fehlt mir was…fehlt sie mir. das arme tote ding, sie lag so schön und unschuldig neben mir. von aussen ist ihr kein leid anzusehen! also los: ich habe sie mutig aufgeknackt und die siegel entfernt. was soll’s, die garantie ist eh schon lange abgelaufen. so glotzte ich ehrfürchtig ins innere und verwirrt machte sie schnell wieder zu. erstens ist mein vollgekramter arbeitsplatz nun wahrlich keine reinraum umgebung für platinen und co. und zweitens kapierte eh nicht, was ich da in ihrem inneren sah.
nach getaner büroarbeit nahm ich erneut all meinen mut zusammen und machte sie wieder auf und zerlegte sie in alle ihre eintelteile. versuchte die kleinen stecker abzumachen und staunte, wieviel kraft ich dazu brauchte.
dann stöpselte ich ein kabel an und das andere ende an den akku aus meinem KIT und diesen dann in die steckdose und plötzlich merkte ich eine vibration auf der schreibtischplatte – ich griff nach LaCie und staunte, denn sie war tatsächlich wieder zum leben erwacht. jetzt musste ich nur noch aus meinem KIT das richtige kabel finden, um der LaCie herz mit meinem PC zu verbinden – auch das klappte über den LogiLink adapter und als ich am PC den explorer öffnete, war meine LaCie wieder sichtbar. mein puls pochte rasend schnell sich, als ich ein bild von der wirren versuchsanordnung schoss:
LaCie an der herz-lungenmaschine
eine neue festplatte hatte ich zwischenzeitlich schon bereit gelegt und das übertragen der daten gestaltete sich problemlos, wenn auch langwierig – ein paar stunden brauchten die beiden zum austausch. *ufffff* dann war es geschafft! ich war echt stolz auf mich!
inzwischen habe ich auch noch die daten von einer noch älteren festplatte (ICY BOX) aus 2007 auf genau eben diese art gerettet.
beide modelle sind äußerlich total verschieden, aber im inneren schlummerten die gleichen HITACHI leistungsträger.
bei meinem zweiten versuch war ich dann auch so gelassen, die schritte punkt für punkt im bild festzuhalten:
1. platte ausbauen und von den internen anschlüssen trennen
2. platte per kabel aus dem KIT mit dem akku aus dem kit verbinden
3. akku an stromquelle/Steckdose anschliessen
4. platte per kabel aus dem KIT mit LogiLink verbinden
5. LogiLink per USB Kabel mit PC verbinden
also wirklich, wenn das nicht simpel ist!!! ich sehe zukünftigen abstürzen jetzt gelassener entgegen, bin aber trotzdem hochmotiviert, monatlich ein backup zu machen – suche dazu aber noch verzweifelt ein laientaugliches programm. für diesbezügliche tipps bin ich offen und dankbar!
wenn wirklich jemand tapfer bis hier mitgelesen hat, biete ich ihr/ihm an, in platten-notfällen mit meinen erfahrungen behilflich zu sein!