Ich bin viel unterwegs und es ist nicht immer einfach, seine sieben Sachen beieinander zu haben. Also vielleicht wäre es für Dich einfacher, weil Du planvoll und gut organisiert bist. Das bin ich nämlich nicht. Das war ich noch nie –  aber ich kann sehr gut improvisieren und organisieren. Mir fällt in jeder Situation immer noch etwas ein.

 

Als ich im Ü30 Blogger Forum zur Blogparade „Fit, bunt und gesund durch den Mai“ ganz laut HIER rief, tat ich das, weil ich schon wusste, über welche neue Errungenschaft ich gerne schreiben möchte.

Und in meinem Kopf war der Beitrag eigentlich schon fertig. Die ersten passenden Fotos waren auch schnell im Kasten. Also reiste ich zurück nach Berlin. Derart gut vorbereitet dachte ich nicht mehr an den Artikel, ich würde ihn Sonntagabend bei der Nagelroutine fix in die Tasten werfen und die Bilder hochladen. *HALT STOP*  –  plötzlich schoss mir nämlich eine Frage durch den Kopf: „Wo ist eigentlich die Speicherkarte mit den Blogfotos?“

 

Hier jedenfalls nicht, die blieb wohl im Norden. Da ich auch sehr gut im Verdrängen bin, dachte ich den ganzen Sonntag lang nicht an die abendliche Blogschicht. Der warme sonnige Tag und die Leute um mich herum boten genügend Ablenkung. Erst liefen wir zum Fliegerberg und spazierten dort lange herum, saßen und lagen unter Blütentraumbäumen. Redeten oder schwiegen, träumten und lachten. Dann konnte ich mir ein Fahrrad abholen und etwas duftenden Flieder dazu und anschliessend war ich noch in einem Stieglitzes Gartenlokal zum Spargelessen verabredet.

Aber irgendwann abends hockte ich dann doch alleine am PC und dachte: „Nun lass Dir mal etwas einfallen…“ Ich guckte mir die Bilder des Tages an, sah mich radeln und *schwupps* war mein Thema da. Mein Beitrag im Kleidchen kam gut an, dabei sollte es ja gar nicht um Ü50 Mode gehen bei dieser Aktion – sondern um gesunde Ernährung.

Mein Leben ist zu kurz für schlechtes Essen

Bei meiner Ü50 – Ernährung bevorzuge ich alles, was relativ unverarbeitet auf meinem Teller landet und voller Power steckt. Also keine Seelachsschnitzelcreme aus der Tube (wer kauft die eigentlich überhaupt noch) lieber Hummer in Wein gekocht. Keinen Eiersalat aus dem Kühlregal, sondern lieber Eier im Glas. Keine inhaltsstoffundefinierbare Teewurst, sondern roher Schinken. Ich bin allerdings kein Rohköstler, ich esse nämlich sehr gerne warm. Nach dem Salatgang! Also gekocht, gebraten, gedämpft und gegrillt wird bei mir abends ständig. Mein Essen zu frittieren oder es in der Microwelle zu erhitzen (und dabei alles Gute abzutöten) lehne ich ab.

In einem hochgelobten Fischrestaurant an der Nordsee bestellte ich mir eine Maischolle* und mein Magen und mein Gehirn visualisierten sie schon mal für mich. Und zwar derart verführerisch, dass meine Mundspeicheldrüsen umgehend ihre Arbeit aufnahmen, sie aber sofort wieder einstellten, als der Teller vor mir stand. Was ich bekam, war ein Stück dick paniertes Schollenfilet – ein perfektes „gut-und-günstig“-Convenience-Food-Produkt aus der Fritteuse. Das bestätigt mal wieder meine These, dass ich lieber zu Hause esse, weil das Leben zu kurz für schlechtes Essen ist! Natürlich gibt es sehr viele richtig gute Restaurants, in die ich immer wieder gerne gehe. Aber leider nicht täglich, weil ich nicht mein ganzes Gehalt in Kalorien anlegen möchte. Das meiste Essen, das man an touristischen Orten zum Beispiel vorgesetzt bekommt, ist aber für mich kein Genuß, sondern dient nur zur Sättigung. Diese Restaurants wollen verdienen und kaufen günstig ein – und solange die Leute den Unterschied zwischen einem frittierten Schweineschnitzel und einem gebratenen Kalbsschnitzel nicht merken, machen sie ihren Schnitt.

 

Du bist was Du isst

Seit auch bei mir der Stoffwechsel verlangsamt arbeitet, habe ich mir mehr Gedanken um meine Ernährung gemacht. Und heute fange ich mal beim Frühstück an. Und zwar bei dem im Arbeitsalltag. Die Tage mit Smoothies und instagramfreundlich garnierten Obsttellern sind auch bei mir eher die Ausnahme. Im Winter gibt es Porridge mit Obst darüber (frisch oder aus der Tiefkühltruhe – zum Teil selbst geerntet) und im Sommer gibt es Müsli (ohne Zucker, Schokis und bunten Firlefanz) und Obst dazu. Weil das aber auf Dauer zu langweilig wird, gibt es auch immer Tage, an den wir morgens Brote essen. Frühstücksstullentage.

Auf den Tisch kommt für mich

  • Milch –  so frisch wie gerade möglich
  • ein Ei – gern aus Freiland oder Bodenhaltung, aber die sind schwer zu finden
  • Vollkornbrot – körnig oder fein, ein bis drei Scheiben
  • Butter – Süßrahmbutter in Bio Qualität
  • Quark – 20 % ig oder der Biomagerquark „cremig gerührt“ von REWE
  • Salz – nicht mehr soviel wie in jungen Jahren, aber ich salze mein Ei oder meine Butterstulle
Gesalzene Butter vermeide ich. Damit würde ich in unlimitierte Fresserei verfallen. Wie letztens bei meiner Mutter: es gab getoastetes Bäckerweißbrot, nicht den viereckigen Presstoast aus dem Supermarkt und ich fand fast kein Ende. Dazu brauche ich dann auch keinen Brotbelag – obwohl es in diesem Falle Kresse gab, meine Mutter ist jetzt auch unter die Kresseproduzenten gegangen!

 

Grünes auf dem Frühstückstisch

Mungobohnensprossen

 

Kresse und Sprossen mag ich nicht nur in Wraps oder Salaten, sondern auch morgens auf meinem Frühstücksbrot. Und endlich habe ich auch die perfekte Lösung für meine Frühstücks-Sprossen-Eigenproduktion gefunden! Danach habe ich echt lange gesucht. Die gekauften Sprossen sind nie richtig frisch, immer zuviel für ein Frühstück, schwer haltbar. Man kann sie schon 2 -3 Tage im Kühlschrank lagern, aber dabei werden sie immer lascher und sind immer weniger wertvoll. Außerdem sind sie auch richtig teuer –  jedenfalls im Bioladen! Und hin und wieder geraten sie in Verruf, weil in der Großproduktion auch mal ein paar andere Keime darin stecken können. Das alles schreckte mich aber nie, mir ab und zu eine Packung Sprossen zu kaufen. Auch als 2011 vor jeglichem Verzehr gewarnt wurde, hörte ich damit nicht auf, denn ich war mir sicher, dass noch genauer kontrolliert wurde und außerdem waren Sprossen plötzlich überall sehr günstig zu haben 🙂

 

 

Grünes DIY im Glas

 

Immer wieder kam mir dabei der Gedanke: das müßte man auch selber können. Also habe ich Gevatter Google befragt und fand solche Keimbehälter (Schalen oder Türme) aus Plastik. Die mochte ich nicht. Nein, ich bin noch nicht auf dem Minimalistentripp der plastelosen Haushaltsführung. Ich weiss die Produkte der Petrolchemie durchaus zu würdigen. Bei mir ist nämlich einiges aus Plastik: mit Maus, Klapprechner, Drucker und Telefon geht es los und hört auf bei (Klo)Brillen, Reißverschlüssen, Haarreifen, Wäscheklammern, Gefrierbeuteln, Pfannenwendern, Salatbesteck über Esseninsbüromitnehmeschalen Tupperware und sogar Taschen aus Erdöl habe ich. Es liegt mir auch fern, mich heute oder morgen davon zu trennen.

 

 

ABER: bei diesen hochglänzenden Keimgeräten habe ich immer den Eindruck, dass das Wasser sofort milchig und schleimig wird und, dass man die Dinger an den Kanten nie richtig sauber bekommt. Ja, die Hersteller versprechen, dass sie bis 85° C spülmaschinenfest sind. Nach 7 oder 17 Spülgängen ist er jedoch flöten, der Glanz und eine gewisse Trübnis breitet sich aus. Das wäre bei Porzellan anders – oder bei Glas. Und eines schönen Tages stand ich in einem Biomarkt vor einem Keimglas und wusste sofort: Das isses!


Das ist genau meins: Milch, Eier, Brot, Butter und Sprossen – mehr brauche ich nicht!

Eier zum Beispiel enthalten alles, was ein Küken braucht, also haben sie auch alles, was mein bewegter Ü50 Körper leicht verstoffwechseln kann oder Körner – diese kleinen Naturwunder! Aus einem winzigen Sonnenblumenkern kann eine bis zu 2 m hohe Pflanze werden. OK – etwas Erde, Licht, Luft und Wasser für die Photosynthese sind noch vonnöten, aber die Grundlage bildet so ein winziges kerniges Kraftpaket. Das kann sogar jahrelang irgendwo herumliegen, bis eines Tages plötzlich die äußeren Bedingungen stimmen und schon keimt es los. Menschen machen sich das seit über 5000 Jahren zunutze, nicht nur im Getreideanbau – seit jeher gehören auch die feinen Sprossen zur menschlichen Ernährung. Und hat das Pflanzenwachstum erstmal angefangen, geht es in beiden Richtungen voll ab, denn sowohl der Keimling, als auch die Wurzel stecken voller Power.

 

Was ist an Sprossen so gesund?

Während der Keimung finden im Samenkorn zahlreiche Stoffwechselvorgänge statt, die der entstehenden Pflanze für den Wachstumsprozess Energie liefern und sie vor Krankheitserregern schützen: Nährstoffe werden neu gebildet, vorhandene Reservestoffe ab- und umgebaut. Dabei steigt der Vitamingehalt, Eiweise und Fette werden in ernährungsphysiologisch wertvollere Formen umgewandelt. Der hohe Mineralstoffgehalt der Samen bleibt erhalten.
Quelle:
© Sprossenmanufaktur
Wer es noch genauer wissen möchte, folgt bitte diesem Link der Sprossenmanufaktur zur Nährstoffanalyse.

 

Die eigene Anzucht steht und fällt natürlich mit den Samen. Ich habe auch schon ganz normalen Bio-Hanfsamen angesetzt, da keimten von ca. 200 Körnern ganze 2. Das ist ein ganz anderes Problem, nämlich das der Saatgutlizenzen – das möchte ich hier nur erwähnen und nicht weiter ausführen.

 

 

 

Auch die Sache mit dem Schimmel füge ich nur als weiterführenden LINK ein, denn wenn man alles so macht, wie in der Anleitung beschrieben, schimmelt auch nichts. Natürlich muss man bei der Sprossenzucht sehr hygienisch vorgehen. Ich setze allerdings voraus, dass keiner sein Sprossensieb auf dem Wischlappen ablegt oder die zarten Sprossen im Spülbecken wässert oder tagelang aufheben will. Sprossen sind ein frisches knackiges Produkt, das aus dem Glas geerntet wird und sofort auf den Teller kommen sollte. Ich ernte meine Alfalfa Gewächse immer schon am 3. Tag.

 

Dazu spüle ich sie im Glas ab, lasse die gut abtropfen, entnehme dann die Hälfte der Sprossen mit einer langzinkigen Gabel und am nächsten Tag hat sich der Rest auch schon wieder verdoppelt. Dank meiner gute Pflege 🙂 Meine Keimgläser wasche  ich nach jeder Vegetationsrunde gründlich ab und spüle Glas und Deckel vor dem erneuten Einsatz mit kochendem Wasser aus.

Meistens ziehe ich Alfalfa oder Bockshornklee. Am liebsten ist mir Alfalfa  – das geht sehr schnell und schmeckt mir gut. Man sagt diesen Sprossen – wie allen Superfoods – ja auch unglaubliche Heilkräfte zu. Ich habe mich allerdings nicht über die nötigen Nährstoffmengen informiert.

 

Hier wachsen gerade  Mungobohnenkeime, die waren im Starterpaket zu einem Glas dabei.
Ich werde sie nicht nachkaufen, weil ich andere Sorten lieber mag, aber natürlich esse ich sie auf!

 

Es  könnte nämlich gut sein, dass man ein paar hundert Gramm der Sprossen futtern müsste, um diese positiven Nebeneffekte zu spüren. Vielleicht sogar mehrere Kilogramm täglich, aber dann wäre ich doch lieber gleich eine Kuh geworden. Die fressen nämlich Luzerne besonders gerne!

 

Woher Samen nehmen, wenn nicht stehlen

Meine Tütchen mit den Samen kaufe ich im Bioladen oder bei Budnikowski. Manchmal auch im Gartencenter. Radieschen oder Rucola zum Beispiel. Wie lange die Körner jeweils eingeweicht werden müssen, steht auf der Packung. Meiner Meinung nach passiert auch nix, wenn man ein paar Stunden länger wässert. Ich setze meine Gläser entweder morgens oder abends an und mache dann entweder nach 8 Stunden Schlaf oder 8 Stunden Arbeit weiter. Die Samenkörnchen kommen eigentlich gleich ins Keimglas und dann kippe ich ordentlich Wasser drauf. Falls gerade noch kein Glas frei ist, schütte ich sie zum Einweichen in ein anderes durchsichtiges Glas. Ich verwende zum Abmessen normalerweise auch einen Esslöffel aus Metall. Für meine Fotos habe ich aber den aus Horn genommen, weil er dekorativer ist.

 

Für mich sind die Sprossen eine enorme Bereicherung meines Frühstücks und damit bin ich nicht mehr alleine *zwinker*. Ich bin ja morgens nicht der süße Typ . Bei mir könnte es immer gleich deftige Leberwurst, ungarische Salami oder Räucherlachs geben. Gibt es aber in der Regel nicht – weil ich vernüftig bin. Vernüftig sein muss, denn ich will nicht zunehmen und die Sprossen helfen mir dabei – sind auch kalorienarm! Es wäre nicht schlimm wenn ich etwas zunehmen würde und auch nicht gesundheitlich bedenklich, mein BMI ist mit 20 völlig ok. Aber wenn mir meine ganzen schönen Sachen nicht mehr passen würden, dann hätte ich ein Problem!


Meine Keimgläser – ich habe inzwischen 3 – stehen in der Küche auf der Fensterbank. Da ist es hell aber nur früh morgens sonnig. An die regelmäßigen Spülungen gewöhnt man sich und viel Arbeit ist es ja nicht. Während meine Milch heiß wird, spüle ich schnell die aktuelle Charge.

Mit etwas Glück habe ich heute im Laufe des Tages auch noch die Möglichkeit, hier die ersten neuen kleinen Wurzelchen der aktuellen Sprossenkollektion zu zeigen, denn ich weiss, dass ich diesen Artikel noch mit ein paar mehr Pflanzenfotos garnieren sollte. Für heute muss es aber so reichen. Viel Text und wenig zu gucken.
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* Warum man Maischolle gar nicht essen sollte, kann man übrigens sehr schön im Blog von Arthurs Tochter nachlesen!