Torte an Bord bei Easyjet

Einmal im Monat nach Paris fliegen – daran könnte ich mich auch
mit Ü50 noch gewöhnen! Dieses Mal flog ich nicht alleine, sondern hatte
neben Schatzi auch eine Torte mit an Bord. Eigentlich wollte ich vorher mit der
Fluggesellschaft telefonieren, um die Details des außergewöhnlichen
Lebensmitteltranportes zu klären.

Torten nach Paris zu schaffen hat ja vergleichsweise etwas von
Eulen und Athen. Allerdings kenne ich in Paris nur den Chef und die
Jungs der ältesten Pariser Patisserie STOHRER persönlich, bin mir aber
nicht sicher, ob sie die Überraschung nicht vorher ausgeplaudert hätten.

Naja, wie das immer so ist: andere Dinge sind viel wichtiger
und plötzlich ist der Abreisetag schon da und ich habe nichts vorher geklärt. Die doppelstöckige Torte ist
noch nicht zusammengesetzt, sondern die beide Etagen hocken – mit
Zahnstochern fixiert – nebeneinander in einer Styropor-Box.

Und weil wir einen Tag vor dem Geburtstag fliegen und in
Hamburg fast 30° C waren, befinden sich in der gutverschlossenen
Box noch einige Kühl-Akkus. Böses Erwachen an der Sicherheitskontrolle!
Die Akkus enthalten Flüssigkeit und das ist im Handgepäck verboten. 
Die Torte zu den Koffern in den Gepäckraum zu schicken ist auch
keine Option. Es sei denn, unsere Abholung in Paris bringt etwas
Appetit und ein paar große Löffel mit.
Wie also weiter? Ich setze mein zweitschönstes Lächeln auf und
erkläre dem jungen, gutaussehenden Herren, dass das Törtchen die Tortour
ohne Kühlung nicht überleben würde und frage ganz scheinheilig, ob er
eine Idee hätte.

 Das ist an der Orlybushaltestelle in Paris, da hatte ich die Courier von Balenciaga schon wieder aus dem Koffer gezogen
Und die hatte er. Sein Chef kam. Ein frischer 40er würde ich
schätzen und mir wurde schlagartig klar, dass hier kein Grinsen und
keine ulkige Story helfen würden. Ich blieb bei der Wahrheit. Ließ ihn
neugierig in die Box luschern und sabbelte ihn weiter voll. Erzählte
ihm, dass es ja normalerweise ein Unding sei, dass eine Frau ohne
Handtasche reist. Meine würde sich im aufgegebenen Koffer befinden,
damit ich wirklich nur 1 Stück „Handgepäck“ hätte, nämlich das süße
Törtchen im roten IKEA Tragesäckchen mit den kleidsamen Pünktchen. Plötzlich hatte er ein Einsehen!  Er verglich nur noch richtig wichtig unsere Ausweise mit den Namen auf den Bordkarten, dann winkte er uns weiter. 
Hell und freundlich – Hamburgs Flughafen, samt Personal

Ich kriege jetzt beim schreiben gleich wieder richtig Herkzkloppen. Nicht auszudenken, wenn das nicht geklappt hätte. Ich hätte einen Nervenzusammenbruch am Band bekommen. Und wer mich kennt, weiss, dass das wahr ist!

Inzwischen stand am Gate eine lange Schlange und das Bording
hatte begonnen. Mir war das alles total egal. Mich konnte jetzt nichts mehr erschüttern. Brav und gelassen stellte ich mich an’s Ende und sah mich allerdings, ob der Fülle der Passagiere und deren Gepäck, in Gedanken
schon mit der Torte auf dem Schoß über den Wolken.

Aber ich hatte Glück: die Letzte im Bus ist die Erste im
Flugzeug und so sicherte ich der Torte gleich einen guten Platz im
Gepäckfach. Und ich hatte einen Fensterplatz und den Fummel passend zum Stoff der Sitzmöbel:

Über Paris mussten wir en paar Minuten kreisen, weil die unten einen Stau hatten. Auch das nahm ich locker und knipste Stadt, Land und Fluss in einer Ausführlichkeit, dass ich mich hier schon wieder arg bremsen muss, damit noch etwas Text zwischen den Foto zu finden ist.

Dann landeten wir sicher in Orly und fuhren öffentlich in die Stadt. Mich sört das nicht, das eingesparte Taxigeld investiere ich lieber in Macarons oder Foie Gras.


Ausserdem fährt die Metro von Denfert-Rochereau zum Trocedéro zum Teil überirdisch und als Hochbahn. Da bekommt man gleich die volle Ladung Paris inklusive Eiffelturm und ich mag das sehr. Denn wenn ich diese Stadt vor meinen Augen habe, trifft es voll in mein Glückszentrum und ich  kippe und den angenehmen „Parismodus“, in dem ich mich sehr wohl fühle.

Wenn ich jetzt noch wüßte, an welchem Metro-Fenster ist stand, ginge es das Foto als Selfie durch

Ende gut alles gut

Meine Freundin rückte die Lebensmittel in ihrem Kühlschrank
etwas zusammen und so fand die mit viel Liebe entworfene und angefertigte Torte ihren Weg von Hamburg nach Paris.
Ein Dickes Lob für die tollen Tortenbäckerinnen für dieses schöne Kunstwerk, das Schenker und Beschenkte gleichermaßen erfreute! 
Einer Wiederholung der Aktion steht nichts mehr im Wege und für
den sicheren Tortentransport habe ich hier die drei wichtigsten
Ratschläge aufgelistet:
  1. die Kühlbox darf maximal folgende Abmessungen haben: 56 cm x 42 cm x 25 cm
  2. die Torte sollte in der Box fixiert sein. Partyspiesser oder Zahnstocher eignen sich dafür prima.
  3. wenn Kühlakkus mit in der Box sind, sollte man eine
    beeindruckende Erklärung für das Sicherheitspersonal haben. Ich habe mit
    A-Promi-Namen und großen runden Geburtstagen sehr gute Erfahrungen gemacht!
An Paris mag ich auch, dass ich mal andere Werbung auf den Metrofliesen zu sehen bekomme.
Hier eine kleine große pinke Katze, die musste ich natürlich mitbringen. Schön ist anders, aber ein Hingucker ist sie allemal!
Wenn es denn immer so glatt ginge! Seit Januar schlummert in meinen Textentwürfen dieses Bruchstück eines Artikels. Ich habe es bisher noch nicht veröffentlich. Du weisst, dass man sagt, negative Kritik auf Blogs zöge schlechtes Karma an. Da ich abergläubisch bin, bringe ich die Posse erst heute, denn mit den Erlebnissen von oben gleicht es sich ja wieder aus:

Unterschiede zwischen Hamburg und Berlin

Freitag
nach der Arbeit habe ich mich auf den Weg nach Tegel gemacht, um über’s
Wochenende nach Paris zu fliegen. Ich war sehr pünktlich da, weil ich
weiss, dass kurz vor dem Wochenende immer viel Andrang ist und wenn man
mit Air France vom Terminal D fliegt, muss man immer mit einer Schlange
rechnen. In Terminal A – das ist das Hexagon mit den Fingern – ist vor
jedem Gate eine eigene kleine Sicherheitsschleuse für jeden Flug. So
gefällt mir das viel besser, es ist entspannter (um nicht gemütlicher zu
sagen) und praktisch zugleich, aber sehr personalintensiv. Und wir sind
ja neuerdings ein sparsames Völkchen.
Also
– wieder zurück in die schreckliche Halle D. Dort gibt es 3 Bänder für
alle und weil es dort Massenabfertigung ist, extrem muffeliges
Personal. Das das lieber miteinander redet, als mit den Fluggästen, die wie Vieh durch die Absperrungen geschickt werden. Ich bekomme dann immer Assoziationen zu den Rindviechern in meiner Ausbildung, wenn die zum Melkkarussel trotteten.

Dann bin ich an der Reihe und es entspinnt ewig gleiche Dialog. Ich gebe nur
meine Antworten wieder, denn den schönen l’accent d’est (ich tippe auf
einen Vorort von Cottbus), könnte ich eh nicht passend wiedergeben.

  • Ja, meine Stiefel sind genagelt, also piepsen sie.
  • Ich weiss, ich ziehe sie aus.
  • Nein, ich habe keine Socken an, die Schuhe sind lammfellgefüttert.
  • Wenn Sie keine Füßlinge mehr haben (wir sparen, hatte ich das schon
    erwähnt?), dann werde ich NICHT barfuß zurück zum Band laufen, um meine
    Steifel an- und abfahren zu sehen.
  • Danke! Werte Frau Sicherheitsnadel (mit l’accent d’est), dass sie das für mich übernahmen. 
Das erregt die Aufmerksamkeit des sonst eher gelangweilten Bodenpersonals und nun bin ich weiterhin „Mode“.  Die
angemalte Tante an der heimeligen Kontrollkabine nebenan beobachtete
das Szenario schon die ganze Zeit sehr interessiert. Sie lehnte mit all ihrer Leibesfülle an der Trennwand und ich kam mir vor wie im Zoo. Nun, sie wollte mich dann auch prompt näher
kennenlernen. Flugs und bestimmt winkte sie mich zu sich. Rein in die Kabine, Vorhang zu. Sie hatte es
auf meine Problemzonen abgesehen. An Bauch, Beinen und Po wurde ich auf
Sprengstoffspuren untersucht. Danach ist meine Celine-Tasche dran, aber
nur von aussen. Ich bin mir sicher, diese Expertin wollte nur mal
richtig gutes Leder begrabbeln. 
Nach der Prozedur musste ich dringend in die
geflieste Abteilung. Ich war nicht die einzige, also wieder warten und nun konnte ich meinerseits still die Umgebung beobachten: Da hockte eine sparsame Brandenburgerin unter den Waschbecken vor ihrem
geöffneten Koffer, in dem Cremepötte und Kosmetiktuben durcheinander
purzelten. Sollte dieser Kram im Handgepäck nicht maximal in 100 ml
Abfüllungen vorhanden sein und in einem Zip-Beutelchen stecken? Was
dann kam, raubte mir allerdings den Glauben an die Tegeler Sicherheits-Firma, die für diese
Schlampigkeit zuständig ist: die Frau entnahm ihrem Koffer eine leere
Glasflasche, um diese mit Trinkwasser zu füllen. Guter Trick, allerdings wäre
ich damit garantiert nicht durchgekommen…
Fazit: In Hamburg komme ich besser klar!
ORY = ORLY – wir sind gut gelandet